Die Lockenzehe (en. Curly toe) ist durch eine übermäßige Beugung und Drehung nach außen gekennzeichnet. Sie “wandert” unter die benachbarte Zehe (s. Abb.3).
Diese Fehlstellung ist in den meisten Fällen angeboren und betrifft ca. 3% der Neugeborenen. Sie betrifft am häufigsten die vierte (68%), seltener die dritte (31%) oder fünfte Zehe. Nicht selten sind mehrere Zehen betroffen (Abb.2 und 3). Die häufigste Ursache ist eine angeborene Verkürzung der langen Beugersehne.
Dieser Text wurde nach bestem Wissen und Gewissen nach aktuellem wissenschaftlichen Stand zu Aufklärungszwecken bereitgestellt. Er dient der medizinischen Aufklärung und nicht zur Selbstdiagnose. Er ersetzt keine Vorstellung bei einem Facharzt.
Inhaltsverzeichnis
Symptome
Welche Beschwerden haben Patienten mit Lockenzehen?
Oft bereiten Lockenzehen keine Beschwerden, andererseits führen die überkreuzten Zehen jedoch zum Konflikt mit dem Schuh. Es entstehen schmerzhafte Beschwielungen an der Zehenkuppe und Druckstellen über den benachbarten Zehengelenken.
Wenn diese Fehlstellung bei Kindern besteht, machen deren Eltern sich oft Sorgen aus ästhetischen Gründen.
Behandlung
Wann soll die Curly toe-Fehlstellung behandelt werden?
In einer bekannten Studie von 1958 wurden 50 Füße mit Curly toes bis zum Adoleszentenalter verfolgt. Bei Beginn der Studie hatte keines der Kinder Beschwerden. 25% der Curly toes korrigierten sich von alleine.
Bei Säuglingen konnten durch Redression der Zehen und Anlage eines Tapeverbandes Stellungskorrekturen erzielt werden. In der Originalarbeit von 1958 empfehlen Jordan and Caselli die Behandlung erst ab dem 4. Lebensmonat. In einer anderen Studie wurden 44 Neugeborene mit 84 Curly toes in den ersten 10 Lebenstagen mit einem Tapeverband für 3 Monate versorgt. Nach 3 Monaten zeigte sich eine Korrektur in 94% der Fälle. Eine Langzeituntersuchung dieser Patienten erfolgte nicht.
Unserer Erfahrung nach können tatsächlich Stellungskorrekturen durch Tapen in den ersten Lebenstagen erreicht werden. Oft wird der Tapeverband störend empfunden und die Behandlung wird von den Eltern abgebrochen. Nicht selten wird dann ein Rezidiv (Rückkehr der Fehlstellung) mit der Zeit festgestellt.
Bei älteren Kindern mit nicht symptomatischen Lockenzehen empfiehlt sich das Tragen lockerer Schuhe mit ausreichendem Zehenraum.
Bei fehlenden Beschwerden besteht kein Handlungsbedarf. Bei schmerzenden Lockenzehen muss die Fehlstellung korrigiert werden. Die Ergebnisse einer konservativen (nicht operativen) Therapie sind oft nicht zufriedenstellend.
Eine operative Versorgung ist die einzige Möglichkeit, eine schmerzhafte Lockenzehen (Curly toe)-Fehlstellung dauerhaft zu korrigieren.
Curly toe-Operation
Bei Säuglingen ohne Besserung nach konservativer Behandlung durch Tapen reicht eine perkutane Durchtrennung der langen Beugesehne und Fixierung mit Tapeverband aus.
In einer Studie von 1975 wurde bei Kindern im Alter von 6-8 Jahren eine Tenotomie der langen Beugersehne mit einer Sehnentransfer nach Girdlestone – Taylor (SG-T) verglichen. Die Tenotomie zeigte ein gutes Ergebnis in 77% der Fälle und die SG-T in 34%. Unserer Erfahrung nach muss beim Kind und beim Erwachsenen zusätzlich eine knöcherne Korrektur durchgeführt werden. Dies kann entweder durch einen minimalinvasiven (perkutanen) Eingriff (bevorzugt) oder durch eine Versteifung (med. Arthrodese) des Zehengelenks erfolgen.
Fallbeispiele Curly toe-Korrektur
Korrektur durch DIP-Arthrodese
Korrektur der 3. Zehe durch Durchtrennung der langer Beugesehne und Versteifung des DIP-Gelenkes.
Minimalinvasive Korrektur
Perkutane Korrektur der Zehen 2-5.
Frau Anna Peysang
Dr.-medic Melanie Selle