In den letzten Jahren wurde viel über ein Präparat namens plättchenreiches Plasma (PRP) und seine potenzielle Wirksamkeit bei der Behandlung von Verletzungen geschrieben.

Viele berühmte Sportler – der Golfer Tiger Woods, der Tennisstar Rafael Nadal und einige andere – haben PRP für verschiedene Probleme wie verstauchte Knie und chronische Sehnenverletzungen erhalten. Diese Arten von Erkrankungen wurden typischerweise mit Medikamenten, physikalischer Therapie oder sogar chirurgischen Eingriffen behandelt. Einige Athleten haben PRP zugeschrieben, dass sie schneller zum Wettkampf zurückkehren können.

Obwohl PRP in großem Umfang bekannt gemacht wurde, gibt es immer noch Fragen dazu.

Fußspezialist Dr.-medic Manuel Nastai

AUTOR
Dr.-medic Manuel Nastai
Fuß- und Sprunggelenkspezialist

Dieser Text wurde nach bestem Wissen und Gewissen nach aktuellem wissenschaftlichen Stand zu Aufklärungszwecken bereitgestellt. Er dient der medizinischen Aufklärung und nicht zur Selbstdiagnose. Er ersetzt keine Vorstellung bei einem Facharzt.

INHALTSVERZEICHNIS

Das PRP ist eine Infiltrationstherapie mit einem aus dem patienten-eigenem Blut separierten Bestandteil.

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Das genaue Wirkungsmechanismus ist nicht geklärt worden. Wachstumsfaktoren aus den Blutplättchen sollen die Heilung beschleunigen. PRP wird in das verletzte Gewebe eingespritzt oder während Operationen in das Op-Situs.

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Man verwendet PRP bei chronisch entzündliche Krankheiten, wie z.B. Tendinopathien oder degenerative Gelenkerkrankungen (Arthrose).

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PRP-Therapie hilft bei Achillodynie, Plantarfasziitis und andere chronische Sehnenentzündungen.

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Diese Indikation ist aus den verschiedenen Medienberichte über die Verletzungen der Profisportler bekannt.

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PRP wurde im OP-Situs während Operationen gespritzt. Das Nutzen konnte nicht eindeutig nachgewiesen werden.

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PRP hilft in den Anfangsstadien der Gonarthrose.

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Es konnte kein Nutzen in der Behandlung von Knochenbrüchen nachgewiesen werden.

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Insgesamt zeigt sich die PRP-Therapie nützlich zur Beschleunigung der Heilung bei chronischen  Sehnen- und Gelenkerkrankungen. 

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Was ist plättchenreiches Plasma (PRP)?

Das Blut besteht aus einem flüssigem Anteil (das Plasma) und einem zellulären Anteil (rote Blutkörperchen, weiße Blutkörperchen und Blutplättchen). Die Blutplättchen sind am besten für ihre Bedeutung bei der Blutgerinnung bekannt. Blutplättchen enthalten jedoch auch Hunderte von Proteinen, sogenannte Wachstumsfaktoren, die für die Heilung von Verletzungen sehr wichtig sind.

Der Begriff PRP kommt von Plattelet-rich Plasma (plättchenreiches Plasma) und ist Plasma mit viel mehr Blutplättchen als normalerweise im Blut zu finden sind. Die Konzentration von Blutplättchen – und damit die Konzentration von Wachstumsfaktoren – kann 5- bis 10-mal höher (oder reicher) als gewöhnlich sein.

Um ein PRP-Präparat zu entwickeln, muss einem Patienten zuerst Blut entnommen werden. Die Blutplättchen werden von anderen Blutzellen getrennt und ihre Konzentration wird während eines als Zentrifugation bezeichneten Prozesses erhöht. Diese Blutplättchen werden dann in die verletzte Stelle injiziert.

Wie funktioniert PRP?

Obwohl nicht genau klar ist, wie PRP funktioniert, haben Laborstudien gezeigt, dass die erhöhte Konzentration von Wachstumsfaktoren in PRP möglicherweise den Heilungsprozess beschleunigen kann.

Um die Heilung zu beschleunigen, wird die Verletzungsstelle mit dem PRP-Präparat eingespritzt. Dies kann in zwei Arten angewendet werden:

  • PRP kann vorsichtig in den verletzten Bereich injiziert werden. Eine häufige Indikation ist die Achillodynie, eine Erkrankung, die häufig bei Läufern auftritt. Hier entsteht eine sehr schmerzhafte Entzündung der Achillessehne. Eine Mischung aus PRP und Lokalanästhetikum kann direkt in dieses entzündete Gewebe injiziert werden.
  • PRP kann auch während einer Operation in das Gewebe einzuspritzen, um die Heilung des operativ versorgten Gewebes zu verbessern. werden, um die Heilung zu verbessern.

Eine Beschreibung der Technik (Firma Arthrex)

Welche Krankheiten werden mit PRP behandelt? Ist es effizient?

Derzeit werden Forschungsstudien durchgeführt, um die Wirksamkeit der PRP-Behandlung zu bewerten. Neuere Forschungen haben gezeigt, dass bestimmte Sehnenprobleme mit PRP-Injektionen zu besseren Ergebnissen führen können. Darüber hinaus zeigt immer mehr Literatur die signifikante Wirksamkeit von PRP bei der Behandlung von leichter bis mittelschwerer Knie-Arthrose. Zu den Faktoren, die die Wirksamkeit der PRP-Behandlung beeinflussen können, gehören:

  • Der Bereich des Körpers, der behandelt wird
  • Die allgemeine Gesundheit des Patienten
  • Ob die Verletzung akut (z. B. durch einen Sturz) oder chronisch (eine Verletzung, die sich im Laufe der Zeit entwickelt) ist
  • Die Herstellung des PRP, einschließlich der zellulären Zusammensetzung des injizierten Materials

PRP bei chronischer Sehnenverletzungen

Nach den derzeit berichteten Forschungsstudien ist PRP bei der Behandlung chronischer Sehnenverletzungen, insbesondere des Tennisellenbogens, einer sehr häufigen Verletzung der Sehnen an der Außenseite des Ellenbogens, wirksam.

PRP Therapie bei Achillodynie / Haglundferse
Eigenbluttherapie bei ansatznaher Achillodynie / Haglundferse

Die Verwendung von PRP bei anderen chronischen Sehnenverletzungen – wie chronischer Achillessehnenentzündung oder Entzündung der Patellasehne am Knie (Springerknie) – ist vielversprechend. Zu diesem Zeitpunkt ist es jedoch schwierig zu sagen, dass die PRP-Therapie nicht wirksamer ist als die herkömmliche Behandlung dieser Probleme.

PRP bei akuten Band- und Muskelverletzungen

Die PRP-Therapie ist am meisten für die Behandlung von akuten Sportverletzungen wie Band- und Muskelverletzungen bekannt. PRP wurde bei Profisportler für häufige Sportverletzungen wie Muskelzerrungen oder Kniedistorsionen verwendet.

PRP in der Chirurgie

Früher wurde PRP während vielen Operationen angesetzt, um die Heilung zu unterstützen. Wenn initial gute Ergebnisse bei Schulteroperationen berichtet wurden, konnte man in weiteren Studien wenig oder keine Verbesserung nachweisen. Aktuell werden viele Studien zur anwendung z.B. in der Meniskus-Chirurgie durchgeführt. Diese befinden sich noch in Anfangsstadien.

Die rekonstruktive Bänderchirurgie im Kniebereich (z.B. vordere Kreuzbandrekonstruktionen) ist ein weiterer Anwendungsbereich für PRP. Aktuell scheint das PRP hier wenig oder gar keinen Nutzen zu haben.

PRP bei Gonarthrose

Immer mehr Literatur zeigt die Wirksamkeit von PRP mit niedrigem Leukozytengehalt bei der Behandlung der gering-ausgeprägten Gonarthrose. Einige Studien haben gezeigt, dass diese Ergebnisse bis zu zwei Jahre dauern können.

PRP bei Frakturen

Es gibt sehr wenig Evidenz für die Verwendung von PRP in der Frakturheilung.

Fazit

Die Behandlung mit PRP könnte vielversprechend sein, jedoch fehlen aktuelle Forschungsstudien, um die Behauptungen in den Medien zu belegen. Obwohl PRP bei der Behandlung bestimmter chronischer Sehnenverletzungen und niedrig- bis mittelschwerer Gonarthrose wirksam zu sein scheint, benötigt die medizinische Gemeinschaft mehr wissenschaftliche Beweise, bevor sie feststellen kann, ob die PRP-Therapie unter anderen Bedingungen wirklich wirksam ist

Obwohl der Erfolg der PRP-Therapie immer noch fraglich ist, sind die damit verbundenen Risiken minimal: Es kann zu erhöhten Schmerzen an der Injektionsstelle kommen, aber das Risiko für andere Komplikationen wie Infektionen, Gewebeschäden, Nervenverletzungen scheint gleich zu dem der Cortison-Injektionen.

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