Die Lapidus-Arthrodese ist eine operative Methode zur Korrektur der Hallux valgus Fehlstellung. Dies ist eine Technik mit dem größten Korrekturpotenzial und wird bei extremen Ausprägungen sowie bei Hallux valgus mit Instabilität oder Arthrose des Talometatarsal-Gelenkes (TMT) angewandt.
Die Korrektur erfolgt im Bereich des Großzehen-Wurzelgelenk. Die Gelenkflächen werden keilförmig abgetragen, dadurch kann die Stellung des 1. Mittelfußknochens (MFK I) beliebig verändert werden.
Wann wird die Lapidus-Arthrodese durchgeführt?
Die Hauptindikation ist der Hallux valgus et Metatarsus primus varus, Ballenzehe mit erhöhtem Winkel zwischen MFK I und II (IMR-1-Winkel>16°). Ab solchen Ausprägungen kann eine Korrektur durch die schonendere MICA nicht mehr erfolgen.
Eine Instabilität oder Überbeweglichkeit (med. Hypermobilität) des ersten Strahls stellt eine andere Indikation zur Lapidus-Arthrodese dar (Vid.1). Bei einem normalen Fuß erlaubt das TMT I eine Beweglichkeit in der Sagitalebene (nach oben-unten) von max. 10°. In solchen Fällen zeigt sich eine pathologische Beweglichkeit des MFK I in Bezug auf MFK II. Dadurch ist die innenseitige Säule des Fußes nicht belastungsfähig und führt zu sog. Transfermetatarsalgie (Schmerz unter den kleinen Zehenballen).
Video 1: Klinische Untersuchung der TMT-I Stabilität. Der erste Stahl lässt sich sehr viel mehr im Vergleich zum zweiten bewegen. Dies ist ein deutliches klinisches Indiz für eine Instabilität. In diesem Fall ist die Korrektur der Hallux valgus Fehlstellung durch Lapidus-Arthrodese absolut notwendig.
Bei Patienten mit Hallux valgus und gering ausgeprägtem, nicht schmerzhaftem Knick-Senkfuß (Pes planovalgus) eignet sich diese Technik gut. Durch die Lapidus-Arthrodese kann man den MFK I absenken und dadurch das Fußgewölbe leicht anheben.
Ein lang bestehender, fortgeschrittener Hallux valgus führt zum Verschleiß des Großzehengrundgelenkes. Hier ist eine Lapidus-Arthrodese kontraindiziert.
Wie wird die Lapidus-Arthrodese durchgeführt?
Der Patient liegt in Vollnarkose auf dem Rücken auf dem Operationstisch. Im ersten Schritt erfolgt die Durchtrennung der Großzehengrundgelenkskapsel auf der Außenseite. Dies geschieht durch eine kleine Inzision im Zehenzwischenraum. Eine circa 10 cm lange Inzision wird über dem 1. Strahl durchgeführt (Abb.1).
Das TMT-I wird dargestellt und die Gelenkflächen werden mit der oszilierenden Säge abgetragen (Abb.2). Es wird ein mit der Basis nach außen gerichteter Knochenkeil entfernt. Danach erfolgt der Verschluss der Arthrodese und der MFK I wird dadurch nach außen geschwenkt. Bei assoziierter Knick-Senkfuß-Fehlstellung kann der Knochenkeil so geplant werden, dass bei Verschluss der Arthrodese ebenfalls eine Absenkung des MFK I provoziert werden kann. Die Stellung wird mithilfe zweier Drähte temporär fixiert.
Danach wird eine winkelstabile Platte fußsohlenseitig platziert und mit einem speziellen Kugel-Draht fixiert. Es folgt die Platzierung der Schrauben. Eine davon überquert die Arthrodese und übt Kompression im Arthrodesenspalt aus.
Die restlichen Schrauben haben einen Kopf mit Gewinde, der sich in die Platte einschraubt und zusätzliche Stabilität bietet (winkelstabile Osteosynthese).
Nun wird das Großzehengrundgelenk durch eine L-förmige Kapselinzision eröffnet.
Das vorgewölbte Köpfchenanteil (med. mediale Exostose) wird mit der Säge abgetragen und die ausgeleierte innenseitige Kapsel verkleinert (med. Kapselraffung). Dadurch werden die Sesambeine unter dem Köpfchen zentriert.
Der Wundverschluss erfolgt in mehreren Schichten durch resorbierbaren Nähte. Der Hautüberschuss wird sparsam abgetragen. Die Wundränder werden mit Pflastern zusammengefügt (Abb.10), demzufolge entfällt die Fadenentfernung.
Nachbehandlung nach der Lapidus-Arthrodese
Der Fuß wird in einem Verbandschuh für sechs Wochen ruhiggestellt. Der Fuß kann ab dem ersten postoperativen Tag im Verbandschuh voll belastet werden. Zum Beinlängenausgleich wird eine Schuherhöhung am gegenseitigen Fuß getragen.
Die Wundränder werden nicht genäht, sondern mit Pflastern zusammengefügt, demzufolge entfällt die Entfernung des Nahtmaterials. Nach zwei Wochen ist die Wunde verheilt und der Fuß kann gebadet werden.
Bewegungsübungen des Großzehengrundgelenks sollten ab jetzt täglich in Eigenregie durchgeführt werden.
Nach sechs Wochen wird eine Röntgenkontrolle durchgeführt und die knöcherne Heilung bestätigt. Nun kann der Verbandschuh entfernt und normale Schuhe getragen werden.
Eine Schwellung nach dieser Operation ist normal und dauert in der Regel 3-6 Monate. Hochlagerung, Vermeidung langer Spaziergänge, Kühlung mit Eis und Lymphdrainage sind hier angeraten.
Die Rückkehr zur Arbeit findet i.d.R. nach 12 Wochen statt.
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