Die extrakorporale Stoßwellentherapie (en. Extracorporeal shock wave therapy, ESWT) wurde erstmals in der Urologie zur Nierensteinzertrümmerung (en. Extracorporeal shock wave lithotripsy, ESWL). Hierdurch wurden die theoretischen physischen Basiskenntnisse erweitert. Mit der Entwicklung der fokusierenden und radialen Geräte wurde diese Therapiemethode auch auf dem Bewegungsapparat in der Orthopädie und Traumatologie verwendet.  

Fußspezialist Dr.-medic Manuel Nastai

AUTOR
Dr.-medic Manuel Nastai
Fuß- und Sprunggelenkspezialist

Dieser Text wurde nach bestem Wissen und Gewissen nach aktuellem wissenschaftlichen Stand zu Aufklärungszwecken bereitgestellt. Er dient der medizinischen Aufklärung und nicht zur Selbstdiagnose. Er ersetzt keine Vorstellung bei einem Facharzt.

Wie funktioniert die Stoßwellentherapie?

Die Stoßwellen können durch verschiedenen Mechanismen generiert werden. Die fokussierende Geräte sind auf electro-hydraulische, piezo-elektrische oder elektro-magnetische Prinzipien basiert. Die produzieren Schallfelder, die auf einem bestimmten Gebiet konzentriert werden (Fokuszonen). Radiale Geräte nutzen Druckluft oder elektromagnetische Kräfte, um ein Projektil im Gerät zu beschleunigen. Die durch den Aufprall mit einem Applikator generierte Energie wird an das Gewebe transferiert.

Die Übertragung einer Stoßwelle oder einer Druckwelle führt zu Änderungen im Gewebe. Die Transformation der physischen Energie in ein biologische Wirkung entsteht durch ein Kaskadenprozess. Zuerst wird mRNA aus dem Zellkern freigesetzt. Danach werden Zellorgane wie die Mitochondrien aktiviert und spezifischen Proteine ​​des Heilungsprozesses hergestellt. In Tierforschung wurde nachgewiesen, dass Stoßwellen freie Radikale und Sauerstoffradikale indizieren, die für die Herstellung mehreren Wachstumsfaktoren verantwortlich sind.

Die zelluläre Wirkung von ESWT wird auf molekularer Ebene zunehmend besser verstanden. Zellregeneration ist ein komplexes Prozess. Es beinhaltet die Zellaktivierung, Migration und Interaktion verschiedener Zelltypen. Es werden Zelloberflächenproteinen (Rezeptoren) vorgestellt. Diese werden durch Zytokine stimuliert und auf diese Weise werden verschiedene Zellprozesse aktiviert. Diese Prozesse werden ausgelöst, induziert und verstärkt durch ESWT. So konnte nachgewiesen werden, dass durch Hemmung der Osteoklasten und Stimulation der Osteoblasten die Knochenproduktion gesteigert wird.

Wofür wird die Stoßwellentherapie angewendet?

Nierensteinenzertrümmerung (ESWL)

Urologen nutzen die Stoßwellen, um Nierensteine zu zertrümmern. Alle anderen Anwendungen sind regenerativ.

Stoßwellentherapie für Plantarfasziitis und Achillodynie

Die erfolgreichste Anwendung der Stoßwellen ist die Behandlung der Plantarfasziitis (Fersensporn), der Entzündung des Achillessehnenansatzes (Insertionstendinopathie, Haglund Exostose) und der Achillessehnenentzündung (Achillodynie). Hier ist die Datenlage sogar recht gut.

Der Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit in Gesundheitswesen untersuchte die Evidenz für die Applikation der Stoßwellen bei Fersenbeschwerden am gründlichsten und diese Untersuchung führte dazu, dass die radiale ESWT in Deutschland als Kassenleistung akzeptiert wurde.

 

Wie bei Plantarfasziitis gibt es viele Nachweise für die positive Wirkung der Stoßwellentherapie für die Achillessehnen-Tendinopathie in Kombination mit Physiotherapie.

Tendinitis calcarea (Kalkschulter)

Die Stoßwellentherapie an der Kalkschulter wurde erstmals mit der Hypothese angewendet, dass die Kalkdepots in der Rotatorenmanschette, ähnlich wie bei Nierensteinen, zerstört werden können. Es stellte sich aber heraus, dass Stoßwellen eine heilende und keine „zerstörerische“ Wirkung auf das Gewebe hat. Verschiedene Arbeitsgruppen konnten diese Wirkung sowohl mit fokusierenden als auch mit radialen Geräten in Studien nachweisen.

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Verzögerte Knochenheilung und Pseudarthrose

Die älteste orthopädische Indikation für die Stoßwellentherapie ist die verzögerte Knochenheilung nach Frakturen und die Pseudarthrose. Es gibt mehrere Nachweise, die eine Verbesserung der Knochenheilung durch den Ansatz der Stoßwellentherapie beschreiben.

Knochennekrose und Knochenödem

Die Behandlung der Hüftkopfnekrose ist nicht als erfolgreich wie die Behandlung verzögerter Frakturheilung und Pseudarthrose, aber es gibt einige Veröffentlichungen, die eine positive Wirkung beschreiben. Es wurde wissenschaftlich eine Verbesserung nicht nur klinisch, sondern auch im ARCO-Stadium der Femurkopfnekrose. Die Datenlage ist jedoch relativ schwach. In einer Vergleichsstudie der Stoßwellentherapie mit der operativen Femurkopfbohrung zeigten sich ermutigende Ergebnisse. Die meisten guten Ergebnisse konnten in frühen Stadien nachgewiesen werden.

Nicht nur die Osteonekrose des Hüftkopfes wurde untersucht, sondern auch andere Knochenmarködem-Syndrome. Eine Studie beispielsweise eine signifikante Besserung mit Stoßwellentherapie bei Morbus Kienböck. Zusammenfassend gibt es Berichte über die positive Anwendung der ESWT bei Morbus Perthes, Köhler I und II, Hüftkopfnekrose und sekundäre Osteonekrose nach Trauma.

Kurze Zusammenfassung