Diese Operationstechnik wird für die Hallux valgus-Fehlstellung eingesetzt. Man kann leichte bis mittelschwere Fehlstellungen dadurch begradigen.

Im Prinzip operiert man über 0,5 cm lange Schnitte mit einem speziellen Instrumentarium (siehe Minimal invasive Fußchirurgie).

Wie wird die MICA durchgeführt?

Die Operation wird in der Regel in Vollnarkose durchgeführt. Dies kann jedoch auch in Rückenmarksanästhesie oder in Regionalanästhesie (sog. Fußblock) erfolgen. Da die Operation unter Röntgenkontrolle durchgeführt wird, ist die Erzeugung einer Blutleere nicht erforderlich. Dadurch wird der Hitzeschaden am Knochen gemindert. Ebenfalls wird dadurch die postoperative Schwellung reduziert.

Der Patient liegt auf dem Rücken und der steril abgewaschene und abgedeckte Fuß liegt auf dem Röntgengerät. Alle folgenden Schritte werden unter Röntgenkontrolle durchgeführt.

Die Chevron-Osteotomie

Es wird eine 2 cm lange Inzision innenseitig knapp vor dem Ballen durchgeführt. Die minimalinvasive Fräse mit einem dünnen Ansatz wird in den Knochen eingebracht. Während der Betätigung der Fräse wird die Haut durch einen austretenden Wasserstrahl gekühlt, um Hitzeschäden an der Haut und im Knochen zu vermeiden.

Das Köpfchen des ersten Mittelfußknochens wird am Hals “V”-förmig durchtrennt. Das Gelenk wird dabei nicht eröffnet. So kann eine postoperative Gelenksteife vermieden werden.

Durchführung der minimalinvasiven Chevron-Osteotomie
Unter Röntgen-Kontrolle kann die Fräse präzise eingebracht werden, um somit eine Verkürzung des ersten Strahls zu vermeiden.
Fertige minimalinvasive Chevron-Osteotomie
Der Mittelfußknochen wird glatt durchgetrennt.
Seitliche Ansicht Chevron-Osteotomie
Von der Seite kann man die "V"-förmige Konfiguration der Osteotomie erahnen. Dadurch wird die Stabilität nach der Verschiebung erhöht.

Die Verschiebung

Ein Hebelinstrument (Raspatorium) wird durch einen kleinen Schnitt in den Schaft eingebracht, damit wird das Köpfchen nach außen um fast eine Schaftbreite verschoben.

Schraubenplatzierung

Die Fixierung erfolgt durch kanülierte Schrauben. Das bedeutet, dass Drähte an der gewünschten Stelle platziert werden. Darüber erfolgt das Bohren und die Schraubenplatzierung.

Es kommen zwei Schrauben zur Anwendung: eine schräge, die sich an zwei Stellen im Mittelfußknochen verankert, bevor sie das Köpfchen auffädelt und eine gerade, die durch den Markraum in das Köpfchen platziert wird.

Minimalinvasive Chevron/Akin-Osteotomie
Es werden dünne Drähte verwendet, um eine exakte Schraubenlage zu erreichen. Somit stehen mehrere Versuche zur Verfügung.
Drahtplatzierung bei der minimalinvasiven Chevron-Osteotomie
Der zweite dünne Draht biegt sich im Schaft und bietet eine hohe Stabilität.
Drahtplatzierung der minimalinvasiven Chevron-Osteotomie
Endgültige Schraubenlage. Das Köpfchen wurde um fast eine Schaftbreite verschoben und in dieser Position fixiert

Abtragung des knöchernen Überschusses

Durch die Verschiebung um fast eine Schaftbreite entsteht eine Stufe an der Innenseite. Diese wird dann mit der Fräse abgetragen.

Die Akin-Osteotomie

Durch eine kleine Inzision an der Basis der Großzehe wird mit der Fräse eine Durchtrennung des Grundgliedes durchgeführt. Die Großzehe wird in dieser Weise weiter nach innen gekippt. Ein Tapeverband sichert diese Stellung.

Der Tapeverband

Der Großzeh wird dann mit elastischen Tapestreifen fixiert. Dieser Verband wird für sechs Wochen belassen. (Tapeverband)

Nachbehandlung nach MICA

Die Wundränder werden mit Pflastern verschlossen, hierdurch entfällt eine Fadenentfernung. Der Tapeverband bleibt für sechs Wochen in Position und der Fuß wird in einem Verbandschuh für sechs Wochen ruhiggestellt.

Regelmäßige Befundkontrollen beim weiterbehandelnden Haus- oder Facharzt sind erforderlich, um eine postoperative Infektion auszuschließen. Der Zugang zu den Wunden ist zwar durch den Tapeverband versperrt, jedoch können Wundinfektionen durch entzündliche Veränderungen der benachbarten Haut oder gegebenenfalls Wundsekretion rechtzeitig entdeckt werden. Solche Komplikationen sind die Ausnahme.

Der Fuß kann ab dem ersten postoperativen Tag im Verbandschuh voll belastet werden. Zum Beinlängenausgleich wird eine Schuherhöhung am gegenseitigen Fuß getragen.

Auftretende Schwellungen nach dieser Operation sind normal, diese bestehen in der Regel für ca. drei Monate. In Ausnahmefällen wird auch noch eine Schwellung bis zu sechs Monaten bei korrektem Ergebnis im Röntgen als normal beurteilt. Hochlagerung, Vermeidung langer Spaziergänge, Kühlung mit Eis und Lymphdrainage sind hier angeraten. 

Nach sechs Wochen wird eine Röntgenkontrolle durchgeführt, um die knöcherne Heilung zu bestätigen. Dann können der Tapeverband und der Verbandsschuh entfernt und normale Schuhe getragen werden. Bewegungsübungen der Zehen sollten ab jetzt täglich eigenständig und unter physiotherapeutischer Anleitung durchgeführt werden. Ziel ist eine 90° Streckung des Großzehengrundgelenkes.

Verbandsschuh nach Croßzehengrundgelenksarthrodese
Der Verbandschuh passt über den dicken Verband, erlaubt die Pflege der Haut und durch eine starre Sohle wird der Fuß ruhiggestellt. Eine Schuherhöhung für die Gegenseite bewirkt ein normales Gangbild ohne Belastung der Wirbelsäule.
Im Sitzen wird die Wiederherstellung der Streckbarkeit geübt. Mit den Zehenspitzen auf dem Boden wird der Fuß eigenständig gegen den Boden gedrückt, bis der Ballen den Boden berührt.
Mit einem Thera-Band wird die Großzehe nach oben gezogen.
Postoperative Streckübung des Großzehengrundgelenkes: mit den Zehenballen auf dem Boden werden durch die Hebung der Ferse die Grundgelenke in Streckung gezwungen.

Die Vorteile der MICA gegenüber den klassischen offenen Hallux valgus-Korrekturen

Weniger Gelenksteife

Bei den klassischen Hallux valgus Operationen wird das Großzehengrundgelenk eröffnet (Arthrotomie). Ein Teil des Köpfchens wird entfernt, dann erfolgt die Weichteilbalancierung, d.h. eine Raffung der Gelenkkapsel innenseitig und eine Verlängerung außenseitig. Solche Operationen im Gelenk führen zu einer Narbenbildung und Gelenksteife. Ein Teil der Beweglichkeit kann durch Bewegungsübungen wiedererlangt werden, jedoch verbleibt häufig ein steifes Gelenk.

Die Durchtrennung des Köpfchens bei MICA erfolgt außerhalb des Gelenkes (extraartikulär). Ein Weichteileingriff ist unnötig. So erhält das Gelenk seine Beweglichkeit und man erreicht dadurch ein besseres funktionelles Ergebnis.

Ca. 50° Streckbarkeit bereits sechs Wochen nach minimal invasiver Hallux valgus Op. Die blauen Linien erleichtern die Beurteilung des Bewegungsausmaßes.

Kleine Schnitte

Bei der MICA werden drei Inzisionen je von ca. 0,5 cm durchgeführt. Bei den klassischen Korrekturen werden Schnitte zwischen 5 und 15 cm durchgeführt. Die Vorteile liegen nicht nur in dem verbesserten kosmetischen Ergebnis, sondern vor allem in der verringerten Rate an Wundheilungsstörungen und Wundinfekten. Patienten mit Diabetes mellitus oder Durchblutungsstörungen können hiervon am meisten profitieren.

Ergebnisse nach minimalinvasiver Hallux valgus Operation

Häufig gestellte Fragen

Ist die Fixierung bei dem geringen Knochenkontakt stabil?

Bei der minimalinvasiven Chevron/Akin-Osteotomie wird das Mittelfußköpfchen fast komplettnach außen verschoben. Es besteht oft einen Kontakt von nur 10% der Schaftbreite. Die oft gestellten Fragen, ob die Korrektur stabil ist oder ob die Schrauben ausbrechen können, sind demzufolge berechtigt.

Wir haben bisher bei den zahlreichen durchgeführten MICAs keine solche Osteosyntheseversagen. Das Geheimnis liegt an der genialen Schraubenlage. Die Fixierung erfolgt durch zwei Vollgewindeschrauben. Die außenseitige Schraube hat drei knöcherne Abstützpunkte: zwei in der harten Schale des MFK-I-Schaftes (med. Kortikalis) und eins im MF-Köpfchen. Die zweite Schrauben verläuft durch den Schaft, hat zwei Abstützpunkte und verhindert, dass das MF-Köpfchen über der ersten Schrauben sich dreht. 

Heilt die Osteotomie trotz des geringen Knochenkontakts?

Bei korrekt durchgeführter Operation konnten wir bisher keine Pseudarthrosen (ugs. Knochen-Nichtverheilung) feststellen können. Im Vergleich zu den konventionellen offenen Techniken stellt man bei der minimalinvasiven Technik eine bessere Knochenheilung. Der Grund ist die minimale Traumatisierung der Weichteile und der Knochendurchblutung. Wenn bei den offenen Operationen der Knochen komplett freigelegt wird, um die Operation unter Sicht durchführen zu können, bleiben bei der MICA die Weichteile und die ernährenden Gefäße intakt am Knochen verbunden. Dies erlaubt eine Aktivierung der Knochenheilung direkt nach der Operation.

Unmittelbar postoperativer Befund nach MICA
Unmittelbarer postoperativer Befund nach MICA. Man sieht die Verschiebung um >90% der Schaftbreite. Es besteht lediglich ein Konchenkontakt von einer Kortikalis.
Ausheilungsbild nach MICA
Röntgen-Aufnahme nach einem Jahr. Man sieht die knöcherne Verheilung mit Bildung einer stabilen knöchernen Brücke, trotz des geringen postoperativen Knochenkontakts.
Benötigt die Akin-Osteotomie keine Verschraubung?

Die minimalinvasive Akin-Osteotomie ist eine inkomplette Osteotomie. Das bedeutet, dass die außenseitige Kortikalis oder zumindest das außenseitige Periost bleiben intakt und bieten zusätzliche Stabilität. Die Großzehe wird mit einem Tapeverband rigid fixiert. 

Ausheilungsbild nach Akin-Osteotomie ohne Osteosynthese
Ausheilungsbild einer minimalinvasiven Osteotomie ohne Fixierung (Osteosynthese)

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