Dieser Text wurde nach bestem Wissen und Gewissen nach aktuellem wissenschaftlichen Stand zu Aufklärungszwecken bereitgestellt. Er dient der medizinischen Aufklärung und nicht zur Selbstdiagnose. Er ersetzt keine Vorstellung bei einem Facharzt.
Inhaltsverzeichnis
Die plurimorbide Patientin mit bekannter Polyneuropathie und deutlichen Gleichgewichtsstörungen berichtete über langanhaltende, progrediente Schmerzen im Bereich des Rückfußes mit Funktionseinbußen der vormals tragenden Gewölbestrukturen. Beim Eintreten in den Untersuchungsraum fiel ein unsicheres, schmerzadaptiertes Gangbild mit deutlicher Schonhaltung auf. Mehrfache Vorabklärungen in den Fachbereichen HNO und Neurologie erbrachten keine ursächliche Therapieoption. Sonografisch zeigten sich reaktive Überlastungsveränderungen des Rückfußes. In Zusammenschau der persistierenden Symptomatik und der objektiven Befunde wurde die Indikation zur operativen Korrektur gestellt.
Klinischer Befund
Ausgeprägter Knick-Senkfuß mit Verschwinden des medialen Längsgewölbes, Vorfußabduktion („nach außen weisender Vorfuß“) und Fersenvalgus. Plantar-medial bestand durch den nach unten prominenten Taluskopf in Kombination mit der Neuropathie eine Druckstelle mit rezidivierender Irritation/Ulzeration.
Bildgebung & Analyse
Erstes Bild Links: Seitbild: deutliche Einsenkung des Meary-Winkels (M-E-A-R-Y) = Winkel zwischen Längsachse des Talus und Längsachse des 1. Mittelfußknochens.
Normvariante/„Normalfuß“: beide Achsen verlaufen kollinear (≈ 0°).
Pathologie hier: Talus plantar abgekippt, Apex plantar → Ausdruck des Gewölbekollapses.
Zweites Bild Rechts: a.-p.-Bild: Fersenvalgus und Vorfußabduktion mit verbreiterter Auftrittsfläche.
Therapieindikation
Trotz optimierter Schuh-/Einlagenversorgung, Physiotherapie und konsequenten Entlastungsstrategien blieb eine ausreichende Beschwerdelinderung aus. Da die Patientin allein lebt und eine massive Gleichgewichtsstörung besteht, wurde auf Verfahren verzichtet, die eine längere Entlastungsphase (3–12 Wochen) erfordern und das Sturzrisiko erhöhen. Behandlungsziel war daher eine nachhaltige, primär belastungsstabile Rekonstruktion mit früher Vollbelastung, orientiert an den niedrigen funktionellen Anforderungen des betroffenen Gelenks.
Operation
Komplexe Rückfußversteifung mit Achskorrektur: oberes Sprunggelenk (OSG), unteres Sprunggelenk (USG) und die Chopart’sche Gelenkreihe wurden in korrigierter Stellung arthrodesiert.
Implantate & Technik:
Einsatz eines retrograden Sprunggelenksnagels (plantar/transkalkaneal bis in die Tibia) mit proximaler und distaler Verriegelung. Der Nagel ermöglichte eine potente axiale Kompression der Arthrodese-Flächen für die knöcherne Durchbauung. Zusätzlich wurde die tarsale/Chopart-Reihe aufgerichtet und mit Schrauben, Klammern und einer winkelstabilen Platte fixiert.
Postoperative Versorgung
Unmittelbar postoperativ Ruhigstellung im zirkulär geschlossenen Unterschenkelgips.
Ab dem 3. Tag nach Entlassung war Vollbelastung im Gips erlaubt.
Aufgrund rückläufiger Schwellung erfolgten monatliche Gipswechsel.
Verlauf & Ergebnisse
6 Wochen postoperativ: Gute Korrektur klinisch und radiologisch; reizlose Wunden, Restschwellung noch sichtbar.
3 Monate postoperativ: Die Patientin ist wieder selbstständig und sicher in orthopädischen Maßschuhen mobil; Gehen über alltagsübliche Distanzen mit regelrechter Abrollbewegung ist schmerzarm möglich. Die Wundheilung verlief primär und komplikationslos, ohne Infektzeichen; die Narben sind reizlos und weich. Im Vergleich zu präoperativ zeigt sich eine vollständige Wiederherstellung der Fußstatik mit neutral zentrierter/gerader Fersenachse und rekonstruiertem Längsgewölbe. Klinisch findet sich eine gleichmäßige plantare Lastverteilung ohne druckbedingte Hotspots; rezidivierende Läsionen oder Hyperkeratosen im Mittelfußbereich traten nicht mehr auf.
Fazit
Therapieentscheidungen wurden nicht monokausal am Fußbefund getroffen, sondern im Kontext des Gesamtprofils der Patientin: Nebenerkrankungen, Adhärenz, Fähigkeit zur Umsetzung postoperativer Maßnahmen (Mobilisation, Verbands-/Schuhregime) sowie realistische Funktionsziele bestimmten das Vorgehen. Die Wahl einer primär belastungsstabilen Strategie erlaubte eine frühe, sichere Mobilisation, minimierte das Risiko sturzfördernder Entlastungsphasen und senkte den Bedarf an Folgeeingriffen – bei klinisch relevanter Schmerzlinderung im Alltag.
Mehr Infos:
Frau Anna Peysang
Dr.-medic Melanie Selle
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