Distorsionen des Sprunggelenkes (Umknickverletzungen) können zu Knöchelbrüchen und/oder Bandverletzungen führen. Die häufigste Folge solcher Unfälle ist die Außenbandruptur. Diese Verletzung tritt normalerweise isoliert auf, jedoch können in seltenen Fällen knöcherne Begleitverletzungen (z.B. Innenknöchelfraktur) oder Syndesmosenbandverletzung einhergehen.

In der Regel heilt diese Verletzung durch eine korrekte konservative Behandlung ohne Folgen aus. Manchmal kann jedoch eine chronische Sprunggelenksinstabilität entstehen. Dieser Beitrag befasst sich jedoch nur mit der akuten Verletzung des Außenbandes.

Was ist das Sprunggelenk-Außenband?

Wie bereits im Beitrag Anatomie des oberen Sprunggelenkes erwähnt, wird das Außenband aus drei Bänder gebildet:

  • Ligamentum fibulo-talare anterius, LFTA – vom Außenknöchel zur Sprungbeinvorderseite
  • Ligamentum fibulo-calcaneare, LFC – vom Außenknöchel zum Fersenbein
  • Ligamentum fibulo-talare posterius, LFTP – vom Außenknöchel zur Sprungbeinhinterseite

Das Außenband ist im Vergleich zum Innenband deutlich schwächer ausgebildet und ist am anfälligsten für Risse bei Umknickerreignissen.

Abbildung 1: Der Sprunggelenk-Außenband-Komplex: a) Ligamentum fibulo-talare anterius, LFTA; b) Ligamentum fibulo-calcaneare, LFC; c) Ligamentum fibulo-talare posterius, LFTP. Fotos übernommen mit freundlicher Genehmigung von Dr. Rajpal Brar [Link]

Wie entsteht der Bänderriss am Fuß?

Das Außenband reißt, wenn es unter übermäßigen Zug gebracht wird. Dies entsteht bei forcierter Supination (s. Vid.1 und 2).

Video 1: Verletzungsmechanismus bei Außenbandruptur. Fotos übernommen mit freundlicher Genehmigung von Dr. Rajpal Brar [Link]

Video 2: Typischer Verletzungsmechanismus der Außenbandruptur von Luka Doncic | Miami Heat vs Dallas Mavericks | 12.14.2019 (Zeitlupe). Video übernommen mit freundlicher Genehmigung [Link]

Wie diagnostiziert man der Bänderriss am Fuß?

Klinische Untersuchung

Direkt nach dem Umknicken entsteht eine erhebliche Schwellung und ein Bluterguss (med. Hämatom) um den Außenknöchel. Das gesamte Gebiet ist extrem druckschmerzhaft. Das Abtasten des Gebietes ist nicht erforderlich, da diese unangenehm ist und keine zusätzlichen Informationen bringt. 

Eine häufige knöcherne Verletzung im Rahmen des Supinationstraumas ist die Metarsale V Basis-Fraktur. Diese kann durch Abtasten identifiziert und die abklärende Röntgen-Aufnahme eingeleitet werden.

Spezielle Tests für eine Begleitverletzung des Syndesmosenbandes (wie z.B. der Squeeze-Test oder der Frick-Test) sind erforderlich, um diese ernsthafte Verletzung zu identifizieren und weiterführende Untersuchungen (MRT) einzuleiten.

Röntgen-Untersuchung

Die Notwendigkeit einer Röntgen-Untersuchung wird mittels der Ottawa-Ankle Rules geprüft. Röntgen-Aufnahmen des oberen Sprunggelenkes in zwei Ebenen werden durchgeführt, um eine Sprunggelenksfraktur zu identifizieren. Zum Ausschluss einer MFK V-Basis-Fraktur werden bei entsprechendem klinischen Verdacht Röntgen-Aufnahmen des Mittelfußes durchgeführt.

Bei isolierter Außenbandruptur zeigen die Röntgen-Untersuchungen entweder keine knöchernen Auffälligkeiten, oder kleine knöchernen Schuppen, sog. knöcherne Bandausrisse.

Kernspinntomographie (MRT)

Diese Untersuchung ist für die “normale” Außenbandruptur nicht indiziert. Indikationen sind der Verdacht auf Ruptur des Syndesmosenbandes oder zur Abklärung einer anhaltenden starken Symptomatik 2-4 Wochen nach dem Unfall. Es wird nach Begleitverletzungen (z.B. okkulte Frakturen oder Knorpelverletzungen, sog. osteochondrale Läsionen) gesucht.

Wie wird der Bänderriss am Fuß behandelt?

In der Akutphase gelten die PECH-Regeln: Pause, Eis, Compression und Hochlagerung. Eine Ruhigstellung in einer Orthese zur Stabilisierung der Seitenbänder wird für 6 Wochen empfohlen. Mit angelegter Orthese ist die volle Belastung erlaubt.

Nach 6 Wochen erfolgt der Beginn mit Physiotherapie. Durch propriozeptives Training wird das Zusammenspiel der gesamten Muskelkette der unteren Extremitäten harmonisiert. Dadurch wird das Gelenk während des Laufens stabilisiert und die durch den Unfall gestörte Muskelsteuerung wiederhergestellt. In dieser Zeit empfiehlt sich  bei schweren Belastungen oder Sport das Tragen einer stabilisierenden elastischen Bandage.

Eine Operation ist bei isolierter Außenbandruptur nicht notwendig. In manchen Fällen verbleiben Beschwerden und ein Instabilitätsgefühl auch nach mehreren Monaten. Dann wird die Physiotherapie intensiviert und i.d.R. gelingt es, eine Operation zu umgehen. Erst nach Versagen von über einem Jahr durchgeführten intensiven konservativen Maßnahmen und bei gesicherter chronischer Sprunggelenksinstabilität werden stabilisierende Operationen empfohlen.

Propriozeptives Training nach Außenbandruptur
Abbildung 2: Propriozeptives Training. Foto übernommen mit freundlicher Genehmigung von Dr. Rajpal Brar

Video 3: Rehabilitation nach Außenbandverletzung. Training der Peroneal- und Tibialis posterior-Muskulatur.

Prognose der Bänderriss am Sprunggelenk

Die meisten isolierten Außenbandrupturen heilen problemlos innerhalb von 3-6 Monaten. In der Literatur werden bis zu 15-20% der Fälle mit chronischem Verlauf und Beschwerden beschrieben. Die meisten dieser Fälle können jedoch auf eine okkulte, nicht diagnostizierte Verletzung zurückgeführt werden.

Für Profisportler ist die Dauer der Rehabilitation sehr bedeutsam, um so schnell und sicher wie möglich die sportliche Tätigkeit wieder aufnehmen zu können. Zu früh kann eine erneute Verletzung entstehen und zu spät bedeutet oft einen Verlust der Karriere. Um den Zeitpunkt der Rückkehr zum Sport korrekt bestimmen zu können werden spezielle standardisierte Testbatterien benutzt.

Video 4: Tests zur Einschätzung des Returns to Sports: Lateral hop test und Star excursion balance test. Video übernommen mit freundlicher Genehmigung von Dr. Rajpal Brar [Link]

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