Das obere Sprunggelenk ist eines der am meisten belasteten Gelenke des menschlichen Körpers. Es ist ein Scharniergelenk und erlaubt Bewegungen des Fußes in der Sagitalebene, sprich die dorsale und die plantare Flexion. Hinter dieser vermeintlich einfachen Funktion verbirgt sich eine komplexe Anatomie und Biomechanik.
Knöcherne Strukturen und der Knorpel
Das obere Sprunggelenk wird aus dem Schienbein (med. Tibia), dem Wadebein (med. Fibula) und Sprungbein (med. Os talus) gebildet. Das halbzylindrische Sprungbein wird von der sog. Malleolengabel umfasst. Die Malleolengabel wird aus dem unteren Anteil des Schienbeins (med. Pilon tibiale) oben und auf beiden Seiten vom Innen- und Außenknöchel gebildet.
Das Sprungbein ist zu ca. 70% der Oberfläche mit Knorpel bedeckt und bildet die folgenden drei essenziellen Gelenke des Fußes:
- das obere Sprunggelenk – oben, mit der Malleolengabel
- das untere Sprunggelenk – unten, mit dem Fersenbein
- das Talonavicular-Gelenk – vorne mit dem Kahnbein
Die restlichen 30% dienen dem Ansatz stabilisierender Bänder und dem Zugang ernährender Gefäße. Diese Knappheit der Durchblutungsquellen macht das Sprungbein sehr anfällig für Durchblutungsstörungen infolge von Bandverletzungen. Die daraus resultierende Krankheit, die aseptische Talusnekrose wird gesondert beschrieben.
Eine gute Funktion ist von den perfekt zueinander passenden Gelenkflächen abhängig. Veränderungen der Gelenkflächen im Sinne von Gelenkstufen infolge Fakturen oder Gelenkinkongruenz bei Gelenkluxationen führen zu einer schnellen Zerstörung des Gelenkes und zur Entwicklung einer posttraumatischen Arthrose.
Der Kapsel-Bandapparat
Drei wichtige Bandkomplexe stabilisieren das obere Sprunggelenk.
- Innenseite – das Innenband (med. Ligamentum deltoideum)
- Außenseite – der Außenbandkomplex
- die Malleolengabel, die Verbindung zwischen Schien- und Wadebein – die Tibio-fibulare-Syndesmose
Das Innenband (med. Ligamentum deltoideum) streckt sich vom Innenknöchel zur Sprungbein-Innenseite und wird aus zwei Bandbündeln gebildet. Dadurch erreichen das Sprungbein wichtige ernährende Blutgefäße.
Das Außenband wird aus drei Bändern gebildet:
- Ligamentum fibulo-talare anterius, LFTA – vom Innenknöchel zur Sprungbeinvorderseite
- Ligamentum fibulo-calcaneare, LFC – vom Innenknöchel zum Fersenbein
- Ligamentum fibulo-talare posterius, LFTP – vom Innenknöchel zur Sprungbeinhinterseite
Das Außenband ist deutlich schwächer ausgebildet und ist für Risse infolge eines Umknicktraumas am anfälligsten.
Abb.1 Der Sprunggelenk-Außenband-Komplex: a) Ligamentum fibulo-talare anterius, LFTA; b) Ligamentum fibulo-calcaneare, LFC; c) Ligamentum fibulo-talare posterius, LFTP. Fotos übernommen mit freundlicher Genehmigung von Dr. Rajpal Brar [Link]
Die Syndesmose ist ein starker Bandkomplex, welches das Schien- und Wadenbein eng aneinander fixiert. Es erlaubt minimale Drehbewegungen sowie leichtes Heben und Senken des Wadenbeins in Bezug auf das Schienbein. Dadurch verändert sich das Kaliber der Malleolengabel und erlaubt die Bewegung des Sprungbeins. Der Syndesmosenkomplex wird aus drei Strukturen gebildet:
- Membrana interossea – eine stabile faserige Verbindung, die über die ganze Länge bis zum Knie, die beiden Unterschenkelknochen verbindet
- Ligamentum Tibio-fibulare anterius, die vordere Syndesmose
- Ligamentum tibio-fibulare posterius, die hintere Syndesmose
Risse dieser Strukturen, mit oder ohne Knöchelbrüche, führen zur Veränderung der Malleolengabel, dadurch zur Störung der Gelenkausrichtung und unkorrigiert zur Zerstörung des Gelenkes.
Abb.2: Anatomie des tibio-fibulären Syndesmose-Komplexes. a) vordere Syndesmosenband, b) hintere Syndesmosenband, c) Membrana interossea. Fotos übernommen mit freundlicher Genehmigung von Dr. Rajpal Brar [Link]
Muskeln und Sehnen
Über der Gelenkkapsel und den Bändern verlaufen mehrere Sehnen, die den Unterschenkelmuskeln gehören. Dadurch werden die komplexen Bewegungen des Fußes gesteuert. Diese Sehnen verlaufen durch Sehnenkanäle auf allen Seiten des Gelenkes.
- Vorne, von innen nach außen: Tibialis anterior, Extensor halucis longus, Extensor digitorum longus , Peroneum tertius
- Außen, von vorne nach hinten: Peroneum brevis und Perneum longus
- Hinten, von innen nach außen: Tibialis posterior, Flexor digitorum longus, Flexor hallucis longus, Achillessehne.
Nerven und Gefäße
Die Sensibilität der Fußhaut und die Funktion der kleinen intrinsischen Fußmuskeln werden über 5 Nerven versorgt: N. peroneus superficialis, N. peroneus profundus, N. suralis, N. tibialis und N. saphenus.
Die Ernährung des Fußes erfolgt durch 3 Schlagadern: Arteria tibialis anterior, Arteria tibialis posterior und Arteria fibularis.
Der Fußchirurg muss mit dem genauen Verlauf dieser Strukturen in Relation zu den restlichen anatomischen Elementen vertraut sein, um Verletzungen und unangenehme Folgen für den Patienten vermeiden zu können.
Akzessorische Fußknochen
Auch am Sprunggelenk können zusätzliche Fußknochen gefunden werden. Das Os trigonum ist sehr häufig und andere sehr selten. Viele können Schmerzen und Muskel/Sehnen-Fehlfunktionen verursachen und eine spezielle Behandlung erfordern.
- Os trigonum
- Os subperoneum
- Os subtibiale
- Os supranaviculare
- Os supratalare
- Sesambeine
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Was heißt OSG in der Medizin? Was bedeutet die Abkürzung OSG?
Der Begriff OSG kommt von Oberes SprungGelenk. Viele Menschen wissen nicht, dass es am Fuß auch ein unteres Sprunggelenk (USG) gibt.
Was ist das OSG für ein Gelenk?
Das OSG (oberes Sprunggelenk) verbindet den Fuß mit dem Unterschenkel. Es wird aus Sprungbein (Os talus) und das Untere Ende des Schien- und Wadenbein gebildet. Aus diesem Grund ist auch als Talocrural- oder Tibiotalar-Gelenk bekannt.