Der Hallux valgus, besser bekannt als Ballenzeh, ist eine häufige orthopädische Fehlstellung, die oft Schmerzen und Schuhkonflikt verursacht. Diese Deformität, die durch eine seitliche Abweichung der Großzehe charakterisiert ist, beeinträchtigt nicht nur die Ästhetik des Fußes, sondern kann auch funktionelle Beeinträchtigungen mit sich bringen. Der Hallux valgus entsteht durch verschiedene Faktoren, darunter genetische Veranlagung, falsches Schuhwerk hat eine geringere Rolle in der Entstehung. Dieser Artikel beleuchtet nicht nur die Ursachen und Symptome des Hallux valgus, sondern bietet auch Einblicke in präventive Maßnahmen sowie konservative und chirurgische Behandlungsoptionen,.
Dieser Text wurde nach bestem Wissen und Gewissen nach aktuellem wissenschaftlichen Stand zu Aufklärungszwecken bereitgestellt. Er dient der medizinischen Aufklärung und nicht zur Selbstdiagnose. Er ersetzt keine Vorstellung bei einem Facharzt.
Wie sieht ein Hallux valgus aus? Wie weiß ich ob ich einen Hallux valgus bekomme?
Der Hallux valgus ist die häufigste Fehlstellung der Großzehe bzw. des ersten Strahls. Der erste Mittelfußknochen ist vom zweiten abgespreizt und wölbt sich nach innen vor. Dieser Ballen kann gerötet und geschwollen sein und Druckstellen oder Hühneraugen entwickeln. So entstehen die Begriffe Ballenzeh oder Spreizfuß.
Bei ausgeprägten Fehlstellungen ist die Großzehe auch verdreht. Der Nagel ist in diesen Fällen nach innenseitig gerichtet.
Eine weitere erkennbare Veränderung ist die Verschiebung der Großzehe in Richtung der benachbarten Zehen, was zu einer schiefen Ausrichtung des Fußes führt.
Wie bekomt man einen Hallux valgus? Wie weiß ich ob ich einen Hallux valgus bekomme? Warum bekommt man einen Hallux valgus?
Es gibt mehrere Theorien bzgl. der Ursachen, eine davon ist die Hypermobilität des ersten Strahls (Vid.1 und 2).
Video 1. Vertikale TMT 1-Instabilität bei ausgeprägtem Hallux valgus.
Video 2. Horizontale (1. Teil) und vertikale TMT 1-Instabilität (2. Teil).
Am leichtesten lässt sich dieses durch einen Vergleich des menschlichen mit dem Primaten-Fuß erklären. Der Affe kann mit dem Fuß greifen, weil seine Großzehe opponierbar ist. Das bedeutet, das erste Zehenwurzelgelenk (Tarsometatarsal-Gelenk, TMT) erlaubt eine Drehbewegung. Der menschliche Fuß hat diese Fähigkeit durch die Evolution verloren. Beim Menschen ist das Gelenk unter Belastung steif und dient lediglich der Gewichtsverlagerung.
Vergleich eines Gorilla-Fußes mit einem menschlichen Fuß mit Hallux valgus-Fehlstellung. © https://lmy.de/dKibV
Bei Füßen mit Hallux valgus blieb diese Fähigkeit mehr oder weniger erhalten. Also ist die Anfälligkeit zur Entwicklung des Hallux valgus angeboren. Bereits im Kindesalter kann diese Fehlstellung beobachtet werden. Die Fehlstellung wird auch vererbt. Man kann in manchen Familien diese Fehlstellung oft über Generationen beobachten.
Frauen sind deutlich häufiger davon betroffen (bis zu 15-mal mehr als Männer). Der Grund dafür konnte noch nicht geklärt werden.
Wie bereits beschrieben, ist die Anfälligkeit zur Entwicklung eines Hallux valgus angeboren. Die einzige Möglichkeit zur Vorbeugung wäre eine Aufhebung der Drehfähigkeit des Tarsometatarsal-Gelenks. Solche Möglichkeiten stehen aber leider nicht zur Verfügung. Bandagen, Orthesen oder Zehenspreizer können eine temporäre Linderung bewirken, können einen Hallux valgus jedoch nicht verhindern oder ein Fortschreiten der Fehlstellung stoppen.
Am häufigsten werden Schmerzen durch Reibung des vorgewölbten Ballens am Schuh beklagt. Es entstehen Druckstellen und manchmal Schleimbeutelentzündungen.
Durch die Fehlstellung wird die Gewichtsaufnahmefunktion des Fußes gestört. So bilden sich schmerzhafte Schwielen das Gewicht wird von den kleineren und dafür weniger geeigneten Strahlen getragen (med. Transfermetatarsalgie). Manchmal können sogar Ermüdungsbrüche entstehen.
Die nach außen gerichtete Großzehe zwingt die kleinen Zehen in die Beugung und so entwickeln sich mit der Zeit Krallen- und Hammerzehen. Die zweite Zehe wird nach oben gedrängt, unter dem ständigen Druck können die Bänder des Grundgelenkes reißen (Ruptur der plantaren Platte). Dadurch kugelt das Gelenk aus und die zweite Zehe wandert nach innen (sog. Reiterzehe oder Digitus secundus superductus). Alle diese Fehlstellungen bereiten den Patienten große Schmerzen.
Zur Diagnosestellung benötigt man lediglich eine klinische Untersuchung. Ein erfahrener Untersucher gewinnt hierbei wichtige Informationen über das Ausmaß der Fehlstellung, die Beweglichkeit des Großzehengrundgelenkes und ggf. Zeichen der Arthrose, die Überbeweglichkeit des ersten Strahls, Kleinzehenfehlstellungen. Außerdem erhält man durch die klinische Untersuchung wichtige Informationen über eine eventuelle Operation: die Qualität der Durchblutung, Zeichen für Empfindungsstörungen (Polyneuropathie), Fehlstellungen des Rückfußes (z.B. Knick-Senkfuß, Achillessehnenverkürzung usw.).
Eine Röntgen-Untersuchung des Fußes unter Belastung (im Stehen) gibt weitere wichtige Informationen zur Wahl der Operationsmethode. Eine gleichzeitige Großzehengrundgelenksarthrose ändert z.B. vollständig die Vorgehensweise. Verschiedene Winkel werden auf dem Röntgenbild gemessen, um das Ausmaß der Fehlstellung festzustellen. Dementsprechend können dann die operativen (invasiven) Techniken z.B. für einen schweren Hallux valgus angepasst werden. Das Vorhandensein eines Knick-Senkfußes muss auch in die operative Strategie mit einbezogen werden, dieser macht eine Korrektur notwendig.
Das Tragen von Schuhen, die dem Fuß ausreichend Platz bieten, reduziert die Reibung. Ebenfalls können Silikonzehenspreizer angefertigt werden, hierdurch die krummen Zehen in eine Silikonmasse gebettet und sind vor Reibung geschützt. Selbstverständlich korrigieren diese aber nicht die Fehlstellung.
Nachtlagerungsschienen, Bandagen oder Orthesen halten die Großzehe gerade, jedoch werden diese als unangenehm empfunden und daher selten toleriert. Auch diese korrigieren die Fehlstellung nicht.
Die Transfermetatarsalgie kann durch angefertigte Schuheinlagen gelindert werden. Hierbei werden die kleinen Mittelfußköpfchen durch eine sogenannte retrokapitale Stufenbettung oder Pelotte angehoben und der Untergrund durch eine Weichbettung erweicht.
Verschiedene physiotherapeutische Behandlungen v.A. die sog. Spiraldynamik haben gute Ergebnisse gezeigt. Eine eingeschränkte Verfügbarkeit geschulter Therapeuten ist leider ein großes Hindernis. Hier sind jedoch noch mehr Studien notwendig, um den Stellenwert dieser Methode festzulegen.
Eine operative Versorgung ist der einzige Weg, die Fehlstellung dauerhaft zu korrigieren und die Schmerzen dauerhaft zu lindern. Es wurden bisher über 100 Operationstechniken beschrieben. Jahrelange Erfahrung durch über 1000 Korrekturen erlaubte die Entwicklung eines Indikationsalgorithmus zum Erreichen der besten Ergebnisse.
In unserer Klinik wird der Hallux valgus nur bei Erwachsenen operiert. Bei heranwachsenden Kindern ist die Rezidivrate viel zu hoch.
Es werden möglichst alle Fehlstellungen in einer Operation korrigiert. So werden Kleinzehenfehlstellungen adressiert (s. minimalinvasive Kleinzehenkorrektur) und ebenfalls relevante Rückfußdeformitäten.
Alle Hallux valgus-Operationen werden durch Knochenumstellungen (med. Osteotomie) korrigiert. Eine alleinige weichteilige Korrektur ist nicht ausreichend, die Großzehe gerade zu halten.
In unserem Fußzentrum wird ein Hallux valgus aller Schwierigkeitsgrade minimalinvasiv korrigiert (s. minimalinvasive Chevron/Akin-Osteotomie, MICA). Andere häufig verwendete und unserer Meinung nach selten nötige Verfahren sind die offene distale Osteotomie (Austin/Chevron), die Lapidus-Arthrodese sowie die basisnahe Umstellung. Bei langjähriger Fehlstellung verschleißt das Gelenk. In diesem Fall kann nur die Großzehengrundgelenksversteifung (med. Arthrodese) eine Linderung der Schmerzen bringen.
Das häufigste Problem nach Hallux valgus-Korrekturen ist eine Rückkehr der Fehlstellung (med. Hallux valgus Rezidiv). Dieses ist in den meisten Fällen abhängig vom Operateur bzw. von der Wahl der OP-Methode und deren technischer Durchführung. Die Rezidivrate erreicht in manchen nicht spezialisierten Einrichtungen bis zu 30-50%.
Durch die Wahl einer geeigneten Operationsmethode und korrekter Durchführung kann eine komplette Korrektur in über 95% der Fälle dauerhaft erreicht werden.
Das unmittelbare postoperative Ergebnis kann sich noch in einem geringen Ausmaß im ersten Jahr nach der Operation verändern, die Großzehe kann z.B. leicht nach außen (ca. 5°) wandern.
Eine gewisse Bewegungseinschränkung des Großzehengrundgelenkes kann nach Hallux valgus Korrekturen bestehen. Offene Korrekturen im Gelenk führen zu Vernarbungen oder manchmal zur Beschädigung des Gelenkes und verursachen eine Gelenksteife. Bei sorgfältiger Operationstechnik ist diese aber klinisch nicht relevant. Bei minimalinvasiven Korrekturen wird die Operation außerhalb des Gelenkes durchgeführt, demzufolge bleibt das Gelenk beweglich.
Vid.1: Beweglichkeit des Großzehengrundgelenks 12 Monate nach Hallux valgus-Korrektur durch Lapidus-Arthrodese. Das Video wurde während der Vorstellung zur Planung der Korrektur des anderen Fußes aufgenommen.
Eine gleichzeitige Versorgung beider Füße kann bei minimalinvasiver Technik durchgeführt werden. Man muss einerseits zwar mit einer leicht längeren Genesungszeit rechnen, andererseits bedeutet das für den Patienten aber nur eine Narkose und nur eine Ausfallzeit.
Bei zweizeitigen Korrekturen der beiden Füßen empfehlen wir die zweite Operation dann durchzuführen, wenn der erste Fuß komplett geheilt ist und keine Probleme (z.B. Schwellung) mehr bereitet. Die meisten Patienten wünschen dies nach ca. einem Jahr. Sie möchten zunächst wieder Arbeiten gehen und den Eingriff durchführen lassen, wenn es die berufliche Situation wieder erlaubt.
Wenn es sich um sehr ausgeprägt schmerzhafte Fehlstellungen handelt, kann nach ca. 12 Wochen die zweite Operation erfolgen.
Hallux Valgus und Hallux Rigidus sind zwei verschiedene Erkrankungen im Bereich des Großzehs, die unterschiedliche Probleme und Symptome aufweisen:
Hallux Valgus:
Hallux Rigidus:
Zusammengefasst sind Hallux Valgus und Hallux Rigidus unterschiedliche Erkrankungen, wobei Hallux Valgus eine Deformität mit seitlicher Abweichung des Großzehs ist, während Hallux Rigidus eine Arthrose des Großzehengrundgelenks mit Steifigkeit und eingeschränkter Beweglichkeit darstellt.
Für die Behandlung von Hallux valgus ist ein Orthopäde, ein Fußspezialist oder ein Fußchirurg, der geeignete Ansprechpartner. Hier sind einige Fachärzte, die sich mit Hallux valgus befassen:
1. Orthopäde: Ein Orthopäde ist ein Arzt, der sich auf die Diagnose und Behandlung von Erkrankungen des Bewegungsapparats, einschließlich der Füße, spezialisiert hat. Orthopäden können konservative Maßnahmen, physikalische Therapie und gegebenenfalls chirurgische Eingriffe empfehlen.
2. Fußchirurg: Ein Fußchirurg ist speziell auf die Behandlung von Fußproblemen, einschließlich Hallux valgus, ausgerichtet. Bei Bedarf kann ein Fußchirurg chirurgische Optionen zur Korrektur der Deformität anbieten.
3. Podologe (medizinischer Fußpfleger): Ein Podologe ist kein Arzt, sondern ein ausgebildeter Fachmann, der sich mit einigen Fußprobleme befasst. Hierzu zählen eingewachsene Zehennägel, Hornhautabtragung. Podologen können Einlagen empfehlen, physikalische Therapie durchführen und Ratschläge zur Fußpflege geben. Sie können auch Fälle erkennen, die eine chirurgische Intervention erfordern und durch Netzwerking einen geeigneten Operateur empfehlen oder vermitteln.
Hallux valgus ist bei Frauen häufiger anzutreffen als bei Männern. Statistiken variieren, aber es wird geschätzt, dass Hallux valgus etwa 23% bis 35% der erwachsenen Bevölkerung betrifft. Der Zustand tritt häufiger im mittleren und fortgeschrittenen Alter auf, und die Prävalenz steigt mit zunehmendem Alter.
Die genauen Zahlen können je nach Studie, geografischer Region und den verwendeten diagnostischen Kriterien variieren. Es ist wichtig zu beachten, dass genetische Faktoren eine Rolle spielen können, da Menschen, deren Familienmitglieder Hallux valgus haben, möglicherweise ein höheres Risiko für die Entwicklung dieser Fußdeformität haben.
Frauen sind aufgrund von anatomischen und hormonellen Unterschieden anfälliger für Hallux valgus. Faktoren wie das Tragen von engem Schuhwerk, besonders mit hohen Absätzen, können das Risiko weiter erhöhen.
Die besten Schuhe bei Hallux valgus sind solche, die den Druck auf den Vorfuß reduzieren, ausreichend Platz für die Zehen bieten und die natürliche Fußmechanik unterstützen. Hier sind einige Merkmale, die bei der Auswahl geeigneter Schuhe für Menschen mit Hallux valgus wichtig sind:
Barfußschuhe können in einigen Fällen für Menschen mit Hallux valgus geeignet sein. Hier sind einige Vorteile:
Trotz dieser potenziellen Vorteile ist es wichtig zu betonen, dass nicht alle Menschen mit Hallux valgus die gleiche Reaktion auf Barfußschuhe haben. Einige finden möglicherweise Linderung, während andere möglicherweise Beschwerden erfahren.
Menschen mit Hallux valgus sollten bestimmte Aktivitäten und Gewohnheiten vermeiden, um die Symptome zu lindern und das Fortschreiten der Deformität zu minimieren. Hier sind einige Dinge, die vermieden werden sollten:
Zehengymnastik kann eine sinnvolle Ergänzung bei der Behandlung von Hallux valgus sein, indem sie dazu beiträgt, die Fußmuskulatur zu stärken und die Beweglichkeit der Zehen zu verbessern. Hier sind einige Zehengymnastikübungen, die bei Hallux valgus hilfreich sein können:
Zehen spreizen und zusammenführen:
– Setzen Sie sich auf einen Stuhl und legen Sie Ihre Füße flach auf den Boden.
– Spreizen Sie die Zehen so weit wie möglich auseinander und halten Sie sie für einige Sekunden in dieser Position.
– Führen Sie dann die Zehen wieder zusammen und wiederholen Sie die Übung.
Handtuch greifen:
– Legen Sie ein Handtuch auf den Boden und versuchen Sie, es mit den Zehen aufzuheben, indem Sie es kräuseln.
– Halten Sie das Handtuch für einige Sekunden in der angehobenen Position und wiederholen Sie die Übung.
Zehen kringeln:
– Heben Sie Ihre Füße an und kringeln Sie Ihre Zehen, als ob Sie versuchen würden, einen Stift mit den Zehen zu greifen.
– Halten Sie die Position für einige Sekunden und entspannen Sie dann die Zehen.
Zehenstreckung:
– Stellen Sie sich aufrecht hin und heben Sie die Zehen vom Boden ab.
– Versuchen Sie, die Zehen so weit wie möglich zu strecken.
– Halten Sie die gestreckte Position für einige Sekunden und entspannen Sie dann die Zehen.
Auf Zehenspitzen gehen:
– Gehen Sie einige Minuten pro Tag auf den Zehenspitzen, um die Muskulatur zu aktivieren und die Fußmuskulatur zu stärken.
Es ist wichtig, diese Übungen regelmäßig durchzuführen, um ihre volle Wirkung zu entfalten.
Barfußlaufen kann in einigen Fällen bei Hallux valgus von Vorteil sein, aber es hängt von der individuellen Situation und dem Schweregrad der Deformität ab. Hier sind einige Vorteile:
Es gibt verschiedene Salben, die zur Linderung von Symptomen im Zusammenhang mit Hallux valgus verwendet werden können. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass diese Produkte in der Regel darauf abzielen, Schmerzen, Entzündungen und Schwellungen zu reduzieren, nicht jedoch die strukturelle Deformität des Hallux valgus zu korrigieren. Hier sind einige Arten von Salben, die in Betracht gezogen werden können:
Hallux valgus kann Menschen jeden Alters betreffen, oft bereits im Kindesalter. Die meisten Menschen entwickeln Hallux valgus Symptome zwischen dem mittleren Erwachsenenalter und dem fortgeschrittenen Alter. Frauen sind dabei häufiger betroffen als Männer.
Einige Faktoren können das Risiko für die Entwicklung eines Hallux valgus erhöhen, darunter:
Einlagen können bei Hallux valgus in bestimmten Fällen sinnvoll sein, um die Symptome zu lindern und die Fußausrichtung zu unterstützen. Hier sind einige mögliche Vorteile von Einlagen bei Hallux valgus:
Es ist wichtig zu beachten, dass Einlagen nicht in jedem Fall gleich wirksam sind und dass ihre Effektivität von der individuellen Fußanatomie, dem Schweregrad des Hallux valgus und anderen Faktoren abhängt. Einlagen sollten individuell angepasst sein, um die spezifischen Bedürfnisse des Patienten zu berücksichtigen. Sie können Teil eines umfassenden Behandlungsansatzes sein, der auch Schuhempfehlungen, Physiotherapie und gegebenenfalls andere konservative Maßnahmen umfasst.
Zehenspreizer sind kleine Vorrichtungen, die zwischen die Zehen platziert werden, um den Zwischenraum zu erweitern und die Zehen voneinander zu trennen. Bei Hallux valgus können Zehenspreizer verschiedene Vorteile bieten:
Eine Hallux-Schiene oder auch Nachtschiene ist eine Vorrichtung, die nachts getragen wird, um die Großzehe in eine verbesserte Position zu halten. Der Gedanke hinter dieser Schiene ist, den Druck auf den Ballen zu reduzieren und die Fehlstellung zu korrigieren oder zumindest zu verlangsamen. Hier sind einige Überlegungen zur Verwendung einer Hallux-Schiene:
Im Allgemeinen kann man jedoch erklären, dass Hallux valgus-Bandagen, -Schienen oder -Orthesen nicht nachteilig sind und auf jeden Fall vor einer Operation ausprobiert werden können und sollen.
Bei Hallux valgus ist es wichtig, Sportarten zu wählen, die die Fußgesundheit fördern und den Druck auf die Großzehe minimieren. Hier sind einige Sportarten, die in der Regel als fußfreundlich gelten:
Während gezieltes Training und Übungen die Muskulatur im Fuß stärken können und in gewissen Fällen die Symptome reduzieren können, ist es wichtig zu verstehen, dass ein bereits bestehender Hallux valgus normalerweise nicht durch Training allein korrigiert werden kann.
Fußübungen können jedoch dazu beitragen, die Muskeln rund um den Fuß zu stärken und die allgemeine Stabilität zu verbessern. Dies kann dazu beitragen, zusätzlichen Druck auf den Hallux valgus zu reduzieren und die Beschwerden zu mildern. Zu den Übungen gehören das Greifen von Gegenständen mit den Zehen, das Aufheben von kleinen Bällen mit den Füßen und das Dehnen der Zehenmuskulatur.
Es ist wichtig zu beachten, dass die Effektivität von Übungen stark von der individuellen Situation abhängt. In einigen Fällen, insbesondere in den frühen Stadien des Hallux valgus, können gezielte Übungen in Verbindung mit anderen konservativen Maßnahmen wie dem Tragen von geeignetem Schuhwerk und Einlagen hilfreich sein. Bei fortgeschrittenen Fällen ist jedoch oft eine operative Korrektur notwendig sein, um die Fehlstellung zu adressieren.
Wenn die genetische Veranlagung für Hallux valgus besteht, kann man wenig tun, um die Fehlstellung zu vermeiden oder die Progression zu stoppen.
Die Selbstbehandlung eines Hallux valgus kann in den Anfangsstadien der Deformation zur Linderung von Symptomen und zur Verlangsamung des Fortschreitens beitragen. Tragbares Schuhwerk mit ausreichend Platz für die Zehen und flachen Absätzen kann den Druck auf den Ballen reduzieren. Spezielle Einlagen können unterstützen und die Ausrichtung der Zehe verbessern. Fußgymnastik, einschließlich Zehenübungen und das Aufheben von Gegenständen mit den Zehen, kann die Muskulatur stärken.
Die Anwendung von Eis kann Schmerzen und Entzündungen vorübergehend lindern. Gewichtskontrolle ist wichtig, um den Druck auf die Füße zu reduzieren.
Wenn ein symptomatischer Hallux valgus unbehandelt bleibt, kann dies zu einer Verschlechterung der Symptome und zu langfristigen Komplikationen führen. Die Deformation der Großzehe kann fortschreiten, was zu einer weiteren Verschiebung der Zehe in Richtung der anderen Zehen führt. Dies kann nicht nur kosmetisch störend sein, sondern auch zu Schmerzen, Entzündungen und Schwellungen im Bereich des Ballens führen.
Die Fehlstellung des Hallux valgus kann zu einer ungleichmäßigen Verteilung des Körpergewichts auf den Fuß führen, was wiederum zu Problemen wie Überlastung anderer Zehen und Gelenke führen kann. Dies kann zu weiteren schmerzhaften Erkrankungen wie Hammerzehen, Metatarsalgie und Arthrose führen.
Langfristig kann die unbehandelte Deformation auch die Gangart beeinträchtigen und zu Haltungsproblemen führen. In einigen Fällen kann es zu chronischen Schmerzen und einer eingeschränkten Mobilität kommen, die die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen.
In den frühen Stadien des Hallux valgus kann man ggf. durch Bewegungsübungen sowie Stärkung der Fußmuskulatur die Progression der Fehlstellung bremsen. Es gibt keine palpable Nachweise, dass Hilfsmittel, wie Bandagen, Orthesen oder Schienen hilfreich zu diesem Ziel wären.
Ja, die Fehlstellung nimmt mit der Zeit zu. Die Großzehe schiebt sich weiter in Richtung der kleinen Zehen und führt zu Kleinzehenfehlstellungen (Krallen- oder Hammerzehen). Durch die Verkrümmung des ersten Strahls wird das Gewicht unphysiologisch auf die kleinen Strahlen übertragen und es werden Schmerzen (med. Transfermetatarsalgie) verursacht.
Am Besten ein/e Fußspezialist|n oder ein Fußchirurg|n, welcher in der Regel ein Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie ist. Auch manche „alte Chirurgen“ (Facharzt für Chirurgie) oder eine/n Facharzt|n für plastische und ästhetische Chirurgie beschäftigen sich mit der Fußchirurgie.
Für eine Hallux valgus Korrektur benötigt man Kenntnisse in der Anatomie, Physiologie und Physiopathologie des Bewegungsapparates (Knochen, Gelenke, Sehnen und Bänder). Die Weiterbildung zum Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie beinhaltet dies im Curriculum. Arzte, die sich speziell für das Gebiet Fuß- und Sprunggelenkschirurgie interessieren, bilden sich in speziellen Weiterbildungsprogramme fort. Solche Weiterbildung in der Fußchirurgie wird durch Zertifikate bestätigt. Hiermit wird bestätigt, dass der Inhaber eine bestimmte Anzahl an Kurse teilgenommen hat und eine bestimmte Erfahrung mit Krankheiten und Operationen aus diesem gebiet nachgewiesen hat. Solche Zertifikate werden von beiden deutschen Gesellschaften für Fuß und Sprunggelenkschirurgie ( D.A.F. und G.F.F.C.) angeboten.
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Guten Tag,
sehr interessanter Artikel bezüglich der verschiedenen Op.-Techniken; leider fehlen mir Angaben zu Langzeitstudien-/ Ergebnissen ab dem 2 postop. Jahr.
Möchte als Langzeitergebnis gern das generelle Tragen von "Schlappen" bzw. hässlichen orthopädischen Schuhen umgehen; gibt es außer pekuniären Empfehlungen auch neue konservative Therapieansätze?
Vielen Dank.
MfG
Sehr geehrter Herr Schwan,
danke für Ihren Kommentar. Wenn man über Ergebnisse der Langzeitstudien bei den vorgestellten OP-Techniken bespricht, findet man in der Literatur sehr viele Berichte mit gute und sehr gute Ergebnisse in >95% der Fälle. Dies gilt auch für die in Deutschland relativ neuen minimalinvasiven Techniken (z.B. MICA). Die Ergebnisse sind sehr an dem Operateur abhängig. Es geht um seine Kenntnisse in der Indikationsstellung, die Wahl der operativen Methode und sein operatives Geschick. Wenn wir von der Wissenschaftlichen zurücktreten und uns auf der Insider-Ebene bewegen, kann ich Ihnen sagen, dass jeder Operateur die gleiche OP-Methode anders macht und verschiedene Ergebnisse bringt. Ich weiß, ohne es wissenschaftlich belegt zu haben, dass in spezialisierten Zentren und in der Hallux valgus-Chirurgie erfahrene Chirurgen bessere Ergebnisse und weniger Komplikationen haben, als in den allgemeinen Orthopädien und Chirurgien. Genauso wie in jedem anderen Handwerk, wenn man diese Eingriffe oft genug durchführt, hat man die Gelegenheit von seiner eigenen Fehlern zu lernen und sich weiter zu entwickeln.
Eine der größten Probleme der Hallux valgus Chirurgie, wie bereits im Beitrag erwähnt, ist die Rezidiv. Wenn diese entsteht, handelt es sich in der Regel um eine suboptimale Wahl der Operationsmethode und suboptimale Operationstechnik. Die Rezidiv entsteht kurz nach der Operation. Wenn also die Korrektur nach einem Jahr hält, kann man davon ausgehen dass eine Rezidiv mehr entsteht.
Ein anderes Problem ist die Steife des Großzehengrundgelenkes. Diese kann durch eine schonende Operationstechnik und durch die Wahl einer extraartikulären minimalinvasiven Operationsmethode vermieden werden.
Bzgl. der konservativen Maßnahmen sehen Sie bitte die Sektion "Welche nicht operativen Behandlungen stehen für Hallux valgus zur Verfügung?" vom Beitrag.