Patientin (18) mit seit mehreren Jahren bestehenden Schmerzen am Fußinnenrand beider Füße. Der behandelnde Orthopäde hat ihr bereits vor mehreren Jahren Schuheinlagen verschrieben. Mittlerweile bringen diese jedoch keine Besserung mehr.
Klinischer Befund komplexe Vorfußdeformität
Röntgen-Untersuchung bei Os tibiale externum
Eine Röntgen-Untersuchung klärt die Ursache. Die Patientin verfügt über einen zusätzlichen Knochen im Bereich des Kahnbeines (gelber Pfeil, med. Os tibiale externum). Ca. 15% der Bevölkerung verfügt über diesen akzessorischen Fußknochen. Dieser dient als Ansatz für die Tibialis posterior Sehne, die das Fußgewölbe anhebt. In manchen Fällen (oft unfallbedingt) lockert sich die faserige Verbindung zum Kahnbein. Durch die Instabilität verliert die Sehne die Fähigkeit, die Fußstatik zu unterstützen und der Fuß “knickt” nach innen. Der in Abb.5 mit blauen Linien markierte Winkel weist eine Abweichung von -40° zum normalen Fuß auf und weist eine statische Instabilität auf.
Auch auf der seitlichen Röntgenaufnahme des belasteten Fußes kann man die Fehlstellung erkennen. Der in Abb.6 mit blauen Linien markierten Winkel zeigt eine Abweichung von 20° zum normalen Fuß und weist eine Abflachung des Fußgewölbes infolge der M. tibialis posterior Insuffizienz auf.
Operative Versorgung: Resektion des Os tibiale externum und doppel tarsale-Osteotomie
Ziel der Behandlung ist die Wiederherstellung der Funktion des M. Tibialis posterior sowie die Korrektur des mittlerweile strukturellen Knick-Senkfußes.
Es erfolgte eine Ausschälung des Knöchelchens und Verkleinerung des Kahnbeins. Die dadurch teilweise abgelöste Tibialis posterior Sehne wurde mittels Knochenanker am Kahnbein refixiert. Die Knick-Senkfuß-Fehlstellung (med. Pes planovalgus et abductus) wurde in gleicher Sitzung operativ durch eine doppel tarsale Osteotomie korrigiert (detailliert im Link).
Nachbehandlung nach Resektion des Os tibiale externum und doppel tarsaler Osteotomie
Postoperativ wird der Fuß in einem Walker für 6 Wochen ruhig gestellt. Eine Schwellung des Fußes ist in dieser Phase und bis zu sechs Monaten nach der Operation normal, ggf. werden Lymphdrainagen und das Tragen eines Kompressionsstrumpfes erforderlich.
Der Patient darf ab dem ersten postoperativen Tag aufstehen und laufen ohne Belastung.
Nach sechs Wochen wird eine Röntgenkontrolle durchgeführt und der Patient darf schrittweise aufbelasten. Es wird empfohlen mit ca. 20 kg Teilbelastung pro Woche zu steigern. Ab diesem Zeitpunkt ist eine Ruhigstellung im Walker nicht mehr notwendig. Wie bereits erwähnt, ist in dieser Phase eine deutliche Anschwellung des Fußes normal. Aus diesem Grunde finden es manche Patienten angenehmer den Walker zu tragen, bis die Schwellung abgeklungen ist.
Nach Erreichen der vollen Belastbarkeit sind die Unterarmgehstützen nicht mehr erforderlich. Dies kann zwischen acht und zehn Wochen dauern.
Je nach Beruf ist eine Rückkehr zur Arbeit nach 8 bis 12 Wochen möglich. Die Versorgung mit Schuheinlagen ist erstmals nicht notwendig. Nach kompletter Ausheilung wird die Indikation des Tragen von Schuheinlagen erneut geprüft.