Patientin (31) stellt sich mit dem Verdacht auf Fraktur des 5. Mittelfußknochens vor. Sie sei mit dem Fuß umgeknickt. Eine Röntgen-Untersuchung zeigt ein knöchernes Fragment im Bereich der Basis des Os metatarsale V (MFK5).
Die Patientin berichtet über eine schon seit längerer Zeit bestehende Vorwölbung in diesem Bereich, die bereits vor dem Unfall Schmerzen bei Reibung am Schuh verursacht hatte.
Röntgen-Untersuchung bei Os vesalianum
Der radiologische Aspekt des Befundes unterscheidet sich von dem einer Fraktur. Das Fragment ist abgerundet und die Ränder erscheinen weiß (med. skerosiert).
Es handelt sich um einen relativ seltenen Befund. Die Patientin verfügt über einen zusätzlichen Fußknochen, das Os vesalianum (ca. 0,1% der Bevölkerung). Er dient als Ansatz für die Peroneus brevis Sehne, die den Vorfuß nach außen zieht. Das Os vesalianum ist durch eine faserige Struktur mit der Basis des MFK5 verbunden. Wenn dieser akzessorische Fußknochen groß ausgebildet ist, kann er am Schuh reiben und Schmerzen verursachen. Infolge eines Unfalls kann die Verbindung zum MFK V reißen und eine Fehlfunktion der Peroneus brevis verursachen.
Durch eine konservative Therapie kann weder eine Einheilung des Fragmentes, noch eine Reduzierung des knöchernen Volumens erreicht werden. Aus diesem Grund besteht die Indikation zur operativen Versorgung.
Resektion des Os vesalianum und Refixation der Peroneus brevis-Sehne
Das Ziel der Behandlung ist die Verkleinerung der knöchernen Vorwölbung am Fußaußenrand, sowie die Wiederherstellung der M. peroneus brevis-Funktion.
Es erfolgte die Ausschälung des Knöchelchens, die dadurch abgelöste Peroneus brevis Sehne wurde mit einem Knochenanker refixiert.
Nachbehandlung nach Resektion des Os vesalianum
Postoperativ wird der Fuß in einem Walker für 6 Wochen ruhig gestellt. Der Patient kann ab dem ersten postoperativen Tag aufstehen und unter Vollbelastung laufen. Nach sechs Wochen wird eine Röntgenkontrolle durchgeführt und der Patient kann in Konfektionsschuhen laufen.
Je nach ausgeübtem Beruf ist eine Rückkehr zur Arbeit nach 8 bis 12 Wochen möglich. Sportliche Aktivitäten können nach 3 Monaten wieder aufgenommen werden.