Patientin (73) stolpert und wird ins benachbarte Krankenhaus eingeliefert, wo eine verschobene Fersenbeinfraktur diagnostiziert wird. Sie leidet unter multiplen Vorerkrankungen: insulin-pflichtiger Diabetes mellitus, Polyneuropathie, Durchblutungsstörung der Beine (pAVK), sauerstoffpflichtige COPD Stadium IV, stattgehabter Herzinfarkt. Die schwer rekonstruierbare Fraktur wird bei erhöhtem Risiko für narkose-assoziierte Probleme und Wundheilungsstörungen ohne Operation behandelt.
Es erfolgt eine Ruhigstellung im Gips für 3 Monate,während dieser Zeit darf die Patientin nicht auftreten. Danach wird sie mobilisiert und bemerkt nach kurzer Zeit die Entwicklung einer Wunde an der Fußsohle.
Über 5 Monate werden verschiedenste Salben und Verbände eingesetzt, jedoch wird keine erfolgreiche Wundheilung festgestellt. Nun wird die Patientin zu uns überwiesen.
Bei einer Untersuchung des Fußes wird eine schwere Deformierung des Fußes mit Verkürzung und Verplumpung der Ferse festgestellt. Die Beweglichkeit des oberen Sprunggelenkes ist stark eingeschränkt. Im Vorfußbereich besteht eine ausgeprägte fixierte Hammerzehe.
Mit bloßem Auge sieht man die Zeichen einer Durchblutungsstörung: die Pulse der Fußarterien können nicht getastet werden, die Haut ist trocken, ausgedünnt und schuppig, die Hautfarbe ist bläulich und wird dunkler, wenn der Fuß nach unten hängt. Die Nägel zeigen trophische Störungen (med. Nageldystrophie).
An der Ferse wird ein Fußsohlengeschwür (med. Malum perforans) bis zum Knochen reichend festgestellt. Glücklicherweise werden keine Zeichen einer tiefen Entzündung festgestellt.
Eine Röntgen-Aufnahme deckt die Ursache des Geschwürs auf: es handelt sich um ein verschobenes Fersenbeinfragment, welches an die Fußsohlenhaut drückt. Wie bereits berichtet, leidet die Patientin unter diabetischer Polyneuropathie, das heißt das Empfinden an der Fußsohle ist hochgradig gestört. Diese Patienten spüren an den Füßen keinen Schmerz und können sich vor solchen Überbelastungen nicht schützen.
Die Wunde bedeutet für sie eine große Gefahr: sie ist eine Eintrittspforte für Bakterien, die schwere Entzündungen verursachen. Jedes Jahr werden in Deutschland bei 20.000 Patienten aufgrund dessen die Beine amputiert. Nur 30% der Patienten überleben 5 Jahre nach der Amputation.
Nach dieser Analyse werden die Ziele der Behandlung festgelegt: Entfernung des knöchernen Dorns durch einen möglichst kleinen Eingriff und die Korrektur der Hammerzehen.
Diesem Zweck dienen die Techniken der minimalinvasiven Fußchirurgie. Durch einen 2 mm langen Schnitt wird mit einer speziellen Fräse der Dorn durchtrennt und fragmentiert. Dann werden die Knochenteile über der bereits bestehende Wunde entfernt. Ebenfalls werden die Zehen über solche winzige Schnitte geradegestellt (siehe minimalinvasive Hammerzehenkorrektur).