Patientin (66) mit beidseitigen Klumpfüßen wird wegen nicht heilender offener Druckstellen vorstellig. Die Patientin hat eine leichte mentale Retardierung, wohnt im betreuten Wohnen und ist am Rollator in orthopädischen Schuhen gehfähig .

Klumpfüße (Pes equinovarus): klinischer Befund

Der Klumpfuß ist eine dreidimensionale Fehlstellung. Die Füße sind in maximaler Inversion fixiert.
Zusätzlich zu der ausgeprägten Rückfußfehlstellung beeindruckt das Ausmaß der Krallenzehen.
Die Belastung erfolgt praktisch auf dem Fußrücken. Die fehlende Polsterung in diesem Bereich führt zu den sichtbaren nicht heilenden Wunden.

Röntgen-Diagnostik bei Klumpfuß: was stimmt nicht?

Die Abbildung im Röntgen ist aufgrund der extremen Fehlstellung erschwert. Der gesamte Fuß ist im Subtalargelenk durch den übermäßigen Zug der Fußinvertoren nach innen gedreht. Der Sprungbeinkopf bleibt unbedeckt und die Patientin läuft praktisch darauf und nicht auf der Fußsohle. 

Alle Sehnen, Kapseln und Bändern sind auf der Innenseite verkürzt und verhindern eine gelenkerhaltende Korrektur. Auch wenn die Gelenke eine Korrektur erlauben würden, wäre die Haut auf der Innenseite viel zu kurz. 

Das Ziel ist also die Korrektur der Fußstellung. Die Belastung soll auf die Fußsohle erfolgen und im Sprunggelenksbereich sollen stabile belastbare Verhältnisse erreicht werden.

Röntgen Befund bei Klumpfuß
Die seitliche Sprunggelenkaufnahme zeigt das Ausmaß des Spitzfußes. Der Vorfuß ist praktisch in Verlängerung des Schienbeins.
Röntgen Befund bei Klumpfuß
Bei Betrachtung von vorne sollte man den Vorfuß nicht sehen, jedoch ist er bei der Patientin 90° nach innen geneigt und 90° nach außen gedreht. Die Belastung erfolgt auf dem Sprungbeinkopf.

Operative Strategie bei fixiertem Klumpfuß des Erwachsenen (Pes equinovarus)

Es wurde eine gestaffelte operative Korrektur bestehend aus vier Operationen über einen Zeitraum von einem Jahr durchgeführt. Die gesamte Dauer der Behandlung betrug 1,5 Jahre.

Eingriff #1: Rückfußkorrektur links

Um den Fuß senkrecht unter das Schienbein zu bekommen muss das Sprungbein und das untere Ende des Wadenbeins entfernt werden. So wird eine ausreichende Weichteilentspannung erreicht. Die Stabilisierung wird mit einem Ilizarov-Fixateur durchgeführt. Diese Methode erlaubt eine sofortige postoperative Belastung (unbedingt notwendig bei der Patientin mit mäßiger Compliance aufgrund der Grunderkrankung). Alle Zwei Wochen stellt sich die Patientin zur Kontrolle vor und es erfolgt die Ausübung einer Kompression im Arthrodesenspalt.

Eingriff #2: Fixateur-Entfernung und minimalinvasive Krallenzehenkorrektur links

Nach drei Monaten Ruhigstellung im Fixateur konnte eine gute knöcherne Verheilung der Versteifung festgestellt werden. Der Fixateur wurde entfernt und die Krallenzehe korrigiert. Hier wurde eine minimalinvasive Methode zur Krallenzehenkorrektur durchgeführt.

Nach der Zehenkorrektur wurden die Zehen mit Tapeverband fixiert und der gesamte Fuß wurde in einem Gehgips ruhiggestellt.

Nach Abschwellung  und Ausheilung der Zehen konnte ein orthopädischer Schuh angefertigt werden.

Eingriff #3: Klumpfußkorrektur rechts | Eingriff #4: Minimalinvasive Zehenkorrektur rechts

Nach sechs Monate ist die Behandlung des linken Fußes abgeschlossen. Eine knöcherne Heilung war erfolgt, die Fuß- und Zehenstellung war nun gerade und ein passender orthopädischer Schuh konnte angefertigt werden.

Nun erfolgte die Behandlung des rechten Fußes. Es wurde der gleiche Eingriff wie  bei #1 komplikationslos durchgeführt. Die Nachbehandlung erfolgte ebenfalls in gleicher Weise. Nach weiteren drei Monaten wurde der Fixateur entfernt und die Zehen minimalinvasiv korrigiert.

Ergebnis nach beidseitiger Klumpfuß-Korrektur