Patientin (8) erleidet eine Fraktur des linken Unterschenkels (distale Tibia-Epiphysiolyse Typ Aitken I). Es wird auswärtig eine konservative Therapie durch Ruhigstellung im Gipsverband durchgeführt. Bei den Röntgen-Verlaufskontrollen wird ein Stellungsverlust festgestellt und die Patientin wird in unsere Klinik überwiesen. Die Vorstellung erfolgt ca. zwei Monate nach dem Unfall.
Die Achsfehlstellung des Beines ist deutlich zu erkennen. Der Fuß ist nach außen verkippt (med. Varusfehlstellung). Die Patientin läuft mit einem leicht hinkenden Gangbild, jedoch hat sie keine Schmerzen. Beim Abtasten des Beines äußert sie keine Druckschmerzen (Zeichen, dass die Fraktur verheilt ist).
Die Röntgen-Aufnahme zeigt die knöcherne Konsolidierung der Fraktur mit einer Achsabweichung in Varus-Fehlstellung. Das Ausmaß der Fehlstellung wird gemessen, dieses liegt außerhalb des durch Wachstum korrigierbaren Bereichs. Um Spätfolgen zu vermeiden, empfiehlt sich demzufolge, die Fehlstellung zu korrigieren. Das Schienbein muss durchtrennt, gerade gestellt und fest fixiert werden.
Um ein perfektes Ergebnis zu erreichen, wird die Korrektur mithilfe eines Hexapoden-Fixateurs (Taylor Spatial Frame™, TSF™) durchgeführt.
Beide Beine von der Hüfte bis zum Fuß werden radiologisch untersucht. Es erfolgt eine sorgfältige Analyse aller Gelenke und Knochen. Die Ausrichtung der Gelenke wird mit der Gegenseite und mit der Norm verglichen, um versteckte zusätzliche Achsfehlstellungen oder Beinlängeunterschiede zu entdecken. So kann die Korrektur-Planung präzise erfolgen.
Die Analyse ergibt eine 17° Varus-Fehlstellung. Das Schienbein wird also durchtrennt und nach außen gedreht müssen. Die benachbarten Aufnahmen zeigen die geplante Korrektur.
Die Operation erfolgt mittels Anlage eines Fixateurs und Osteotomie durch eine 2 cm lange Inzision. Eine Woche lang wird die Stellung zunächst nicht werändert. Das Verstellen erfolgt durch die Eltern nach einem ausgehämndigten Plan ab dem 8. Tag.
Ab der dritten Woche ist die Korrektur abgeschlossen. Die Patientin kann nun unter Vollbelastung laufen. Der Fixateur muss für insgesamt 8 Wochen belassen werden, bis der Knochen verheilt ist. Die Entfernung erfolgt in einem ambulanten Eingriff.