Patient (35) mit Schmerzen am Sprunggelenk infolge eines Umknick-Traumas vor mehreren Monaten. Der Schmerz wird hinten in der Tiefe, diffus angegeben. Bergrunterlaufen und Treppenabsteigen ist nicht möglich.   

Bei der Untersuchung des Fußes kann man keine Fehlstellungen feststellen. Die Gelenke sind gut beweglich, jedoch gibt der Patient in maximaler Spitzfußstellung Schmerzen an.

Wie entdeckt man das Os trigonum?

Röntgen-Untersuchungen des Fußes und Sprunggelenks zeigen keine groben Auffälligkeiten. Im hinteren Anteil des oberen Sprunggelenkes (der schmerzhafte Bereich) diagnostiziert man ein Os trigonum. Es handelt sich hier um einen akzessorischen Fußknochen, der bei ca. 25% der Bevölkerung vorkommt. Eine weiterführende Schichtbild-Diagnostik ist erforderlich, um weitere Einblicke in diesen Bereich zu gewinnen.

Die Kernspintomographie (MRT) sichert die Diagnose. Bei dem Patienten besteht ein Os trigonum seit der Geburt. Dieser war mit dem Sprungbein durch eine bandartige Struktur (med. Synostose) verbunden. Im Rahmen der Distorsion kam es zu einem Riss dieser Verbindung, das Knöchelchen wurde mobil und führte zu einer Reizung. Die Entzündung ist gut im MRT sichtbar. Es handelt sich um eine Flüßigkeitsansammlung im Os trigonum, im benachbarten Teil des Sprungbeins und im benachbarten Schleimbeutel.  

MRT Os trigonum
Abb.1: MRT des Sprunggelenkes. Das Os trigonum ist mit einem orangen Kreis markiert.

Wie behandelt man das schmerzhafte Os trigonum?

In der akuten Phase helfen eine Reduktion der Belastung und Beweglichkeit sowie entzündungshemmende Medikamente (med. Antiphlogistika). Die chronische Reizung kann durch Einspritzung von Betäubungsmitteln und Cortison reduziert werden. Diese Infiltration spielt sowohl eine therapeutische als auch eine diagnostische Rolle. Das heißt, wenn der Schmerz direkt nach der Infiltration verschwindet, bestätigt sich die Diagnose. Um die korrekte Stelle mit der Spritze zu treffen, erfolgt die Infiltration durch Steuerung mittels Sonographie oder Durchleuchtung.

Endoskopische Resektion des Os trigonum

Wenn durch diese Maßnahmen keine Besserung erreicht wird, besteht die Indikation zur Entfernung des Knöchelchens. Um den Weichteilschaden zu reduzieren, empfiehlt sich ein endoskopischer Eingriff (Schlüsselloch-Technik). Das heißt, man führt eine Kamera sowie dünne lange Instrumente durch winzige Inzisionen ein, legt das Knöchelchen frei und unter Sicht entfernt man das Fragment.

Der Patient liegt in Vollnarkose in Bauchlage auf dem OP-Tisch. Die Blutzufuhr in das Bein wird durch Anlage einer Oberschenkel-Manschette (Blutsperre) verhindert. Dies erlaubt eine gute Sicht während der Operation.

Durch zwei ca. 0,5 cm lange Schnitte werden eine Kamera und ein Shaver an der Achillessehne vorbei eingebracht und das Os trigonum freigelegt. Dieses wird mit einer Zange entweder im Ganzen oder in mehreren Stücken entfernt.

Hintere OSG Endoskopie
Abb.2: Das Os trigonum ist hinter einem Fettkörper versteckt.
endoskopische Freilegung des Os trigonum
Abb.3: Hier ist das Os trigonum deutlich erkennbar. Der Spalt darunter ist der Eingang in das untere Sprunggelenk.
Shaven des Os trigonum
Abb.4: Mithilfe einer Fräse wird das Knöchelchen verkleinert und die Fragmente können abgesaugt werden.
Situs nach endoskopischer Entferrnung des Os trigonum
Abb.5: Nach Entfernung des Os trigonum sieht man den Gelenkspalt des USG und links im Bild die freie Beugersehne der Großzehe.

Nachbehandlung nach endoskopischer Resektion des Os trigonum

Der Fuß wird in einem Walker ruhiggestellt. Der Patient kann ab dem ersten postoperativen Tag laufen und voll belasten. Das Fadenmaterial wird nach 2 Wochen entfernt. Nach 6 Wochen kann der Stiefel  entfernt werden. Eine Rückkehr zur Arbeit und zum Sport kann nach ca. 2 Monaten erfolgen.

Intraoperatives Röntgen vorher Os trigonum
Abb.6: Röntgen-Aufnahme am Anfang der Operation. Um eine ideale Lokalisation der Zugänge zu finden, wird eine Kanüle unter Röntgenkontrolle eingebracht.
Intraoperatives Röntgen nachher Os trigonum
Abb.7: Die komplette Entfernung des Knöchelchens wird am Ende der Operation mittels Röntgen-Kontrolle bestätigt.
Narben nach endoskopischer Resektion des Os trigonums
Abb.8: Narben nach endoskopischer Os trigonum Resektion