Die Gicht ist eine Erkrankung, die plötzliche Anfälle mit starken Schmerzen, Schwellungen und Rötungen in den Gelenken oder Weichteilen verursacht. In vielen Fällen treten die ersten Anfälle in den Gelenken der Großzehe auf, aber die Gicht kann viele andere Gelenke betreffen. 

Es handelt sich um eine Stoffwechselstörung mit Ansammlung der Harnsäure im Körper. Der Gichtanfall entsteht durch die Anlagerung der Harnsäurekristalle in den Gelenken oder Weichteile.

Glücklicherweise können Gichtanfälle kontrolliert und mit Medikamenten behandelt werden.

Akute Gichtanfälle können 3 bis 10 Tage dauern. Auch ohne Behandlung bessern sich die Anfälle langsam. Mit der Behandlung bessern sich die Symptome viel schneller.

Chronische Gicht (klinisches Bild)

Warum entsteht die Gicht?

Gicht kann sich entwickeln, wenn der Körper zu wenig Harnsäure ausscheidet (1), zu viel produziert (2) oder durch Verzehrung von purin-reichen Lebensmittel (3).

1) Verminderte Harnsäuse- Ausscheidung

Eine schwer verminderte Nierenfunktion (chronische Niereninsuffizienz) führt zu einem erhöhten Harnsäurespiegel und letztendlich zur Anlagerung der Kristallen in den Gelenken.

2) Vermehrte Harnsäure-Herstellung

In verschiedenen Krankheiten (z.B. hämolytische Leiden) werden durch vermehrte Zerstörung von körpereigenen Zellen Kernsäuren freigesetzt und diese werden in Harnsäure verwandelt. durch Chemotherapie bei Tumorleiden wird eine große Menge Tumorzellen in kürzer Zeit zerstört und die freigesetzten Kernsäure können einen Gichtanfall verursachen. Mehrere Medikamente führen zur Hyperurikämie: harntreibende Substanzen – Thiazide, Acetylsalicylsäure, körperabwehrhemmende Medikamente wie Cyclosporin A und Tacrolimus, Chemotherapeutika gegen Tuberkulose wie Ethambutol, Pyrazinamid oder ein Standardmedikament bei Schüttellähmung (Parkinson-Krankheit) – L-Dopa

3) Purin-reiche Diät

Die folgenden Lebensmittel beinhalten erhöhten Mengen an Purine und dadurch eine Uratarthropathie verursachen: 

  • Purinreiche tierische Lebensmittel: Innereien, Fleisch, Wurst, Geflügel (vor allem mit Haut), Krustentiere, Ölsardinen und bestimmte Fischarten wie Sardellen oder Hering
  • Bier und Spirituosen. Wein in geringen Mengen (ein Glas pro Tag) ist erlaubt
  • Getränke, Müsliriegel, Joghurt und ­andere Produkte, die mit Fruktose oder Fruktosesirup gesüßt sind

Die Rolle der Harsäure im Körper

Bei normalen Blutspiegeln ist Harnsäure ein starkes Antioxidans und verursacht keine Schäden. Der Körper hält die Harnsäure auf einem festgelegten Niveau, indem er sie über die Nieren und im Urin ausscheidet.

Wenn der Harnsäurespiegel im Blut zu hoch ist, spricht man von Hyperurikämie. Es ist möglich, eine Hyperurikämie zu haben und keine Gicht zu entwickeln. Ungefähr zwei Drittel der Menschen mit erhöhten Harnsäurespiegeln haben niemals Gichtanfälle. Es ist nicht bekannt, warum manche Menschen nicht auf ungewöhnlich hohe Harnsäurespiegel reagieren.

Risikofaktoren
Gicht betrifft ungefähr 2% der Bevölkerung in Deutschland. Es gibt mehrere Faktoren, die das Risiko für die Entwicklung von Hyperurikämie und Gicht erhöhen.

Geschlecht und Alter. Gicht ist bei Männern häufiger als bei Frauen und trifft Männer in einem jüngeren Alter. Männer entwickeln normalerweise Gicht im Alter zwischen 30 und 45 Jahren. Frauen entwickeln normalerweise erst nach den Wechseljahren zwischen 55 und 70 Jahren Gicht.

Familiengeschichte. Wenn andere Mitglieder der Familie Gicht hatten, besteht ein höheres Risiko für die Krankheit.

Lebensstil. Übergewicht und zu viel Alkohol können das Gichtrisiko erhöhen.

Wie entsteht die Gicht?

Gicht entsteht, wenn sich zu viel Harnsäure im Blut ansammelt. Diese gelöste Harnsäure tritt dann aus dem Blutkreislauf aus und bildet mikroskopisch kleine, spitzenartige Kristalle in Gelenken oder Weichteilen.

Der Körper reagiert auf Harnsäurekristalle, als wären sie Fremdkörper oder Bakterien. Weiße Blutkörperchen und andere infektionsbekämpfende Zellen werden in den Bereich geschickt, was zu Entzündungen führt. Diese Reaktion kann wie eine Infektion aussehen: Der betroffene Bereich wird rot, geschwollen, heiß und sehr schmerzempfindlich.

Wo kann sich die Gicht entwickeln?

Zu den Geweben, die von Gicht betroffen sein können, gehören:

Gelenke. Gicht betrifft häufig das Großzehengrundgelenk. Sie kann jedoch die kleinen Fingergelenke sowie große Gelenke wie das Knie oder die Hüfte betreffen.

Schleimbeutel (med. Bursae). Diese dünnen, rutschigen Säcke mit nur wenig Flüssigkeit befinden sich an mehreren Stellen des Körpers und dienen als Kissen zwischen Knochen und Weichgewebe. Die am häufigsten von Gicht betroffenen Schleimbeutel sind am Ellenhaken (med. Bursa olecrani) und die Vorderseite der Kniescheibe (med. Bursa prepatellaris).

Sehnenscheiden. Diese Kanäle schützen und versorgen Sehnen in Händen und Füßen mit Nährstoffen.

Nieren. Hohe Harnsäurespiegel können Nierensteine ​​verursachen und manchmal die Nieren schädigen. Ungefähr 15% der Patienten mit Gicht entwickeln Nierensteine.

Intraoperative Aufnahme eines Gichttophus
Intraoperative Aufnahme eines Gichttophus am Grundgelenk der kleinen Zehe

Symptome der Gicht (klinisches Bild)

Es bestehen 2 Formen des Leidens: der Gichtanfall und die chronische Gicht.

Der Gichtanfall entsteht plötzlich ohne offensichtlicher Auslöser mit extrem starken Schmerzen, Rötung, Überwärmung eines Gelenkes. Die Schmerzen sind so stark, sodass der Patient nicht mal die Decke an der Haut oder die Berührung der Beinhaare tolleriert.  

Häufig werden Zehengelenk (v.A. das Großzehengrundgelenk), das Sprunggelenk, das Knie und seltener die Schulter oder Ellenbogen betroffen. Die Gicht entsteht immer an einem einzigen Gelenk. Ein unterscheidender Faktor von einer bakteriellen Gelenkentzündung ist die normale Körpertemperatur bei Gicht.

Gichtanfall an der 2. Zehe
Gichtanfall an der 2. Zehe. Akute Entzündungszeichen: Schwellung, Schmerz, Rötung, Überwärmung. Nebenbefundlich Gichtanlagerung (Gichttophus) am Großzehengrundgelenk.

Der Patient passt in den in vorherigem Abschnitt beschriebenen Patientengruppen: Übergewichtig, Alkoholkonsument, Tumorerkrankt oder Niereninsuffizient.

Der Gichtanfall dauert bis zu einer Woche und ist auch ohne Behandlung selbstheilend.

Die chronische Gicht ist durch einen dauerhaft erhöhtem Harnsäure-Blutspiegel und wiederkehrende Gichtanfälle. Die Gichtkristalle sammeln sich in Ablagerungen, die sehr groß werden können. Die rezidivierenden Entzündungen führen zur kompletten Gelenkzerstörung.  

Gichttophi am Fuß bei chronischer gicht
Gichttophi an den Grundgelenken I und V des linken Fußes bei chonischer Gicht. In diesem Fall fehlen die akute Entzündungszeichen.
Gelenkzerstörung bei Gicht
Abbildung der Gelenkzerstörung durch ausgeprägte Kristallanlagerungen (rechts bei chronischer Gicht) im Vergleich zum "normalen Gelenk" (links bei idiopathischer Arthrose).

Welche Untersuchungen führt man bei Gicht durch?

Lediglich das typische im vorherigen Abschnitt beschriebene Beschwerdebild reicht für die Diagnosestellung und Anleitung der Behandlung. Bei unklarer Situation können die folgenden Untersuchungen durchgeführt:

  • Laboruntersuchung

Die Untersuchung der Entzündungsparameter im Blut (CRP, BGS, Leu) ergibt typischerweise in akutem Gichtanfall leicht erhöhte Werte. In der chronischer Gicht sind diese Werte im Normbereich.

  • Analyse der Gelenkflüssigkeit

Die Punktion und Absaugung der Gelenkflüssigkeit hat sowohl einen diagnostischen als auch einen therapeutischen Wert. Die Flüssigkeit kann unter Mikroskop untersucht werden und dies ist ein genauerer Test für Gicht. Die Gelenkflüssigkeit enthält weiße Blutkörperchen sowie Harnsäurekristalle, die mit einem speziellen Mikroskop sichtbar sind.

  • Röntgen

Man kann die röntgendichten Anlagerungen um die Gelenken herum feststellen.

Wenn destruktive Gelenkveränderungen entstehen, können diese ebenfalls identifiziert werden und deren Ausmaß quantifiziert werden. Man stellt sog. Usuren fest. Diese sind Knochensubstanzverluste infolge der Entzündung.

Röntgen-Aufnahme des Fußes bei Gicht
Uratkristallen-Ansammlung am Großzehengrundgelenk (orange Pfeile). Deutliche Schwellung der zweite Zehe (orange Umfahrung). Zum Vergleich wurde die schlanke, gesunde 4. Zehe mit blau umfahren.

Schichtbild-Verfahren (MRT oder CT)
Diese Untersuchungen sind nicht erforderlich, um die Gicht zu diagnostizieren. Wenn trotzdem durchgeführt, wird die Schwellung im Knochen (med. Knochenödem), die Flüßigkeitansammlung im Subkutangewebe und Gelenk dargestellt.

MRT der Zehe bei Gicht
Intraossäres Odem an der 2. Zehe sowie subkutanes Ödem.

Wie behandelt man die Gicht?

Medikamente

Im akuten Gichtanfall erzielt man die Reduktion der Entzündung. Dafür empfiehlt sich die Verabreichung von entzündungshemmenden Medikamente. Sehr wirksam hat sich das Pflanzengift Colchizin bewiesen. Patienten mit Kontraindikationen für dieses Mittel können mit hoch dosierten Antiphlogistika (z.B. Ibuprofen) therapiert. Die Uratkristalle sind sehr hydrophil, aus diesem Grund empfiehlt sich die Zufuhr größer Flüßigkeitmengen. Allgemeine Maßnahmen wie Kühlung mit Eis, Hochlagerung und Belastungsreduktion sind im Gichtanfall ebenfalls empfohlen. 

Nach Abklingen des Gichtanfalls erzielt man die Reduktion des Harnsäure-Blutwerte. Die purinarme Diät ist die Grundvoraussetzung für eine dauerhafte Gichtfreiheit. Dazu gehört eine lebenslange Therapie mit Harnsäure-ausscheidende Mittel (z.B. Allopurinol).

Lebensstil-Änderung

Zusätzlich zum o.g. Behandlungsplan können die folgenden Maßnahmen Gichtanfälle und zukünftige Gelenkschäden verhindern.

  • regelmäßiges körperliches Training und erhalten eines gesunden Körpergewichts
  • viel Wasser trinken
  • Kalorienreduktion, insbesondere Fett
  • Vermeidung zuckerhaltiger Getränke
  • Eiweiß aus fettarmen Milchprodukten empfohlen
  • Fleisch und Meeresfrüchte vermeiden.
  • Reduktion des Alkoholkonsums

Chirurgische Behandlung

Menschen, die eine destruktive Arthritis im Zusammenhang mit chronischer Gicht entwickeln, kann bei einer Operation geholfen werden.

Große Ansammlungen von Uratkristalle (med. Gichttophi) bereiten dem Patienten durch Reibung mit dem Schuh Probleme. Diese können operativ ausgeräumt werden. Rezidivierende Gelenkentzündungen führen zur kompletten Knorpelzerstörung. In solche Fälle bleibt die operative Versorgung das einzige Mittel für Linderung der Schmerzen. Die betroffenen Gelenke werden entweder versteift (med. Arthrodese) oder entfernt (med. Resektionsarthroplastik). 

Prognose

Nach dem ersten Gichtanfall kann es Monate oder Jahre dauern, bis ein weiterer auftritt. Patienten, die keine Behandlung erhalten, haben jedoch normalerweise den nächsten Anfall innerhalb von 2 Jahren. Spätere Anfälle können schwerwiegender werden und mehr als ein Gelenk gleichzeitig betreffen. Mit der Zeit können auch Gichtanfälle häufiger auftreten.

Wenn der Harnsäurespiegel über einen langen Zeitraum hoch bleibt, können sich Ablagerungen um Gelenke und Sehnen bilden. Diese kalkhaltigen Ablagerungen, Tophi genannt, sehen aus wie weiße Zahnpasta und bilden sichtbare Klumpen unter der Haut.

Sobald die Gicht das chronische Stadium erreicht hat – das mehrere Jahre dauert -, können die Gelenke bleibende Schäden und Deformitäten aufweisen und die Schmerzen können anhalten. Bei richtiger Behandlung erreichen die meisten Fälle von Gicht diese Phase nicht.

Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Wie äußert sich ein Gichtanfall im Fuß?

Der Gichtanfall ist ein plötzlich aufgetretener extremer Schmerz im Bereich eines Gelenkes (Großzehengrundgelenk, Sprunggelenk, Knie u.a.) mit Entzündungszeichen (Rötung, Überwärmung, extreme Empfindlichkeit der Haut, Bewegungseinschränkung). Wie bei allen entzündlichen Gelenkkrankheiten entsteht der Schmerz auch in Ruhe und Nachts. Dies ist die Hauptunterscheidung vom Arthrosenschmerz. Die Unterscheidung von einer bakteriellen Entzündung ist schwer. Beide verlaufen mit entzündlichen Zeichen, jedoch fehlt bei Gicht der Auslöser, welcher bei septischen Arthritis eine vorangegangene Spritze im Gelenk, eine stattgehabte systemische Entzündung oder eine vorangegangene Operation ist.

Wie lange dauert ein Gichtanfall im Fuß?

Der Gichtanfall ist selbst limitiert. Das bedeutet, dass er von alleine auch ohne Behandlung aufhört. Dieser Zeitraum variiert i.d.R. zwischen 1-7 Tage.

Was kann man bei einem Gichtanfall im Fuß selber tun?

Allgemeine entzündungshemmende Maßnahmen wie Kühlung, Hochlagerung, Ruhigstellung lindern die akuten Beschwerden. Die Zufuhr großer Flüssigkeitsmengen sowie eine purinarme Diät sind empfehlenswert. Nach einer Vorstellung beim Arzt kann eine entzündungshemmende Medikation angeleitet werden.

Welche Schmerzmittel helfen bei Gicht?

Medikamente aus der Klasse der NSAR wie z.B. Ibuprofen® und Diclofenac® können rezeptfrei gekauft werden. Ein anderes hoch wirksames aber rezeptpflichtiges Mittel ist das Colchicum.

Was senkt schnell die Harnsäure??

Die Harnsäure ist hoch wasserlöslich und wird beim Trinken hoher Flüssigkeitsmengen schnell ausgeschieden. Selbstverständlich soll auch eine harnsäure-ausscheidende Medikation eingenommen werden.

Soll man bei Gicht am Fuß kühlen oder wärmen?

Wie bei jeder Entzündung empfiehlt sich das Kühlen. Dies kann mittels eines Kühlpacks erfolgen, jedoch soll dieses nicht direkt auf der Haut, sondern durch ein Tuch und nicht länger als 20 min appliziert werden.

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