Orthopädische Schuhe sind spezielle Hilfsmittel für Fuß- und Sprunggelenksfehlstellungen. Hiermit können verschiedene krankheitsbedingte Fehlfunktionen des Fußes behandelt werden.

Konfektionsschuhe werden serienmäßig angefertigt und der Käufer wählt den passenden Schuh für seine Füße aus. Im Gegensatz dazu werden orthopädische Schuhe nach Maß angefertigt. Das bedeutet, der Fuß wird gescannt und danach wird ein “Klon” des Fußes angefertigt. Diese sog. Leisten bildet alle Besonderheiten des Fußes ab. 

Der Schuhmacher baut dann auf dem Leisten den Schuh nach den Vorgaben des behandelnden Arztes auf.

Welche Funktionen hat der orthopädische Schuh?

Je nachdem, welchen Zweck dieses Hilfsmittel erfüllen soll, kann der orthopädische Schuh mehrere Komponente (Schuheinlage und Schuhzurichtungen) beinhalten.

Orthopädischer Schuh mit den eingebauten Elementen
Abb.1 Orthopädischer Schuh mit angezeichneten Einbauelementen: Sohlenversteifung und Mittelfußabrollhilfe (rot), Rückfußkappe (grün) und Knöchelkappe (blau),
Reduktion der Gelenkbeweglichkeit

Man kann mit dem orthopädischen Schuh z.B. Fußgelenke ruhigstellen. Dies ist gewünscht wenn ein fortgeschrittener Gelenkverschleiß vorliegt. So wird die Reibung der arthrotischen Gelenkflächen reduziert und dadurch die Schmerzen gelindert. 

Eine Sohlenversteifung (Abb.1, rot) dient zur Ruhigstellung der Beweglichkeit der Zehen- und Mittelfußgelenke. Eine Fersenkappe (Abb.1 grün) schränkt das untere Sprunggelenk ein. Mittels einer Arthrodesenlasche wird das obere Sprunggelenk stillgelegt.

Gelenkstabilisierung

Wenn keine komplette Aufhebung der Sprunggelenksbeweglichkeit gewünscht ist, kann man mittels einer Knöchelkappe (Abb.1, blau) das Umknicken verhindern.

Bettung

Der orthopädische Schuh beinhaltet eine Weichbettungseinlage. Diese wird anhand der Fußdruckmessung angefertigt. Knöcherne Vorwölbungen führen zur Überbelastung eines begrenzten Anteil der Fußsohle. Dies kann bei Patienten mit Polyneuropathie die Entstehung von offenen nicht heildenden Wunden (med. Malum perforans) verursachen. Die Einlage der orthopädischen Schuhe wird an diesen Stellen weicher angefertigt und durch die perfekte Anpassung an die Sohlenoberfläche wird das Gewicht gleichmäßig auf die Einlage verteilt.

Größenanpassung

Die Länge, Breite und Höhe der orthopädischen Schuhe kann perfekt an die Fußfehlstellung angepasst werden. So kann beispielweise der Zehenraum bei Hammerzehe höher gestaltet werden, um Druckstellen zu vermeiden.

Beinlänge- und Beinachsenkorrektur

Durch Änderungen der Schuhsohle kann man bei einem Beinlängenunterschied das kürzere Bein erhöhen, sodass wieder ein gerades Laufen möglich ist. 

Durch Erhöhung des Schuhinnen- oder -außenrandes durch eine keilförmige Sohle kann man bei Patienten mit O- oder X-Beinen die Beinachse funktionell gerade stellen.

Patienten mit Spitzfüßen können durch orthopädische Schuhe mit Absatzerhöhung wieder auf der ganzen Fußsohle auftreten. (Abb.2)

Orthopädischer Schuh mit Absatzerhöhung
Abbildung 2: Patient mit Postkompartment-Syndrom nach offener Unterschenkelfraktur, fixiertem Spitzfuß und Beinverkürzung rechts. Mittels einer Absatzerhöhung wird das Gewicht auf die gesamte Fußsohle verteilt und die Beinlänge ausgeglichen.

Bei welchen Fußfehlstellungen helfen orthopädische Schuhe?

  • Fixierter Hohlfuß (Pes cavovarus)
  • Fixierter Plattfuß (Pes planovalgus)
  • Klumpfuß (Pes equinovarus)
  • Struktureller Spitzfuß
  • Fortgeschrittene USG- und OSG-Arthrose 
  • Teilamputationen des Fußes
  • Diabetisches Fußsyndrom mit stattgehabtem Malum perforans oder Teilamputation und Fußfehlstellung 
  • Ausgeprägte Zehenfehlstellungen bei fehlenden operativen Möglichkeiten
  • Ausgeprägte Sprunggelenkinstabilitäten

Welche Schritte werden bei der Herstellung orthopädischer Schuhe durchgeführt?

Der erste Schritt nach Verordnung ist die Zusendung eines Kostenvoranschlags an die Krankenkasse. Nach Prüfung der Verordnung durch die Krankenkasse und eventuell Überprüfung durch den medizinischen Dienst (MDK) wird die Genehmigung erteilt. Dieser Prozess dauert i.d.R. 2-3 Wochen.

Danach werden die Füße gescannt und ein Fußabdruck dokumentiert. Anhand dieser Informationen wird ein sog. Leisten aus durchsichtigem Kunststoff angefertigt. Dann erfolgt eine Anprobe. Hier können eventuelle Fehlplanungen oder Druckstellen erkannt und korrigiert werden.

Der fertige Schuh wird dann geliefert und im Rahmen der Abholung erfolgt die Einweisung.

Wie oft dürfen orthopädische Schuhe verordnet werden?

Zunächst erfolgt die Anfertigung eines ersten Paars orthopädischer Straßenschuhe, dann erfolgt eine Probezeit. Werden diese Schuhe gut toleriert und es wird eine Beschwerdebesserung festgestellt, erfolgt die Verordnung zweier weiterer Paar Maßschuhe (orthopädische Straßenschuhe zum Wechsel und orthopädische Hausschuhe). Die Straßenschuhe können alle 2 Jahre, die Hausschuhe alle 4 Jahre neu verordnet werden. Darüber hinaus können in manchen Fällen noch Badeschuhe und Sportschuhe verordnet werden.

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